Ihr Leben ist bewegt, und sie bewegt, ja provoziert immer wieder mal. Als „Hasspredigerin der Singlegesellschaft“, „Kassandra des Klamaukzeitalters“ und „Höllenfürstin des Theaters“ wurde Sibylle Berg beschimpft. „Ich bin generell geschlechtsunabhängig liebevoll böse mit allen Menschen. Mit mir übrigens auch“, sagt die 51-Jährige.

Vor allem mit ihren Alters- und Geschlechtsgenossinnen geht die Schriftstellerin hart ins Gericht, wie am Sonntag bei der Premiere ihrer Satire „Die Damen warten“ in den Kammerspielen zu sehen. Einen kritischen Anspruch an sich selbst und an andere hatte sie schon immer. In Weimar geboren, siedelte die ausgebildete Puppenspielerin 1984 in die Bundesrepublik über. Weil ihre ersten beiden Bücher sie nicht überzeugten, sah sie von einer Veröffentlichung ab. Trotz Romanerfolgen wie „Der Mann schläft“ hat sich die Gesellschaftsseziererin rargemacht.

Ihr Stück will sie sich aber im Februar in Hamburg anschauen. Für sich und für sie sprechen ihre Kolumnen bei „Spiegel Online“ („Fragen Sie Frau Sibylle“), die mit der Frage „Wie halte ich das nur alles aus?“ als Buch erschienen sind. Die Antwort kennt ihr Ehemann, ein Israeli, mit dem Berg in Zürich lebt, „das größtmögliche Zuhause, was mir möglich ist“. Dort gilt: „Ich beobachte mich freundlich, versuche nicht selbstgerecht, bösartig oder eitel zu werden“, sagt sie. Ein Dauerjob sei das.