In „Am zwölften Tag“ stehen Massentierhaltung, Fleischproduktion und das üble Geschäft mit rumänischen Leiharbeitern im Brennpunkt. Wolfgang Schorlau zählt zu den wenigen deutschen Autoren, die dezidiert politische Kriminalromane auf hohem Niveau schreiben.

Seit „Die blaue Liste“ zählt Wolfgang Schorlau zu den wenigen deutschen Autoren, die dezidiert politische Kriminalromane auf hohem Niveau schreiben. Damals griff Schorlau den GSG-9-Einsatz 1993 in Bad Kleinen auf und verknüpfte diese umstrittene Polizeiaktion raffiniert spekulativ mit dem Mord an Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder zwei Jahre zuvor. In den folgenden Romanen widmete sich der einstige IT-Manager weiterhin Stoffen mit sozialer Sprengkraft, seien es die öffentliche Wasserversorgung, der Afghanistankrieg oder der blutige Anschlag auf dem Münchner Oktoberfest von 1980.

In „Am zwölften Tag“, Schorlaus siebtem Fall mit dem Privatermittler Georg Dengler, stehen Massentierhaltung, Fleischproduktion und das üble Geschäft mit rumänischen Leiharbeitern im Brennpunkt. Denglers Sohn Jakob ist dabei eine der zentralen Figuren, er ist Aktivist in einer Gruppe von Tierschützern, die gegen die Fleischmafia kämpft. Und so beginnt alles: Die jungen Leute schleichen sich nachts in einen Bauernhof nahe Oldenburg, in dem 20.000 Puten gemästet werden. Weiß und zart soll ihr Fleisch werden, vor allem weibliche Konsumenten schätzen das, gezielt werden die Brüste der Puten gemästet, sie werden so schwer, dass die Tiere nicht mehr stehen können und nach vorn kippen. Jakob und seine Freunde wollen diese Tierquälerei filmen. Doch dazu kommt es nicht, sie werden überrascht und in ein Verlies gesperrt.

Dengler weiß nichts von den Aktivitäten, er und seine Ex-Frau denken, ihr Sohn sei auf Kurzurlaub in Barcelona. Als er sich jedoch nicht mehr meldet, macht Dengler sich auf die Suche. Es geht um Leben und Tod, doch das ahnt Dengler noch nicht.

Es sind schreckliche Beispiele von Tiermisshandlung, wie sie in der Fleischindustrie offenbar üblich sind, die Schorlau quasi dokumentarisch in die Handlung einbaut. In kurze Kapitel untergliedert erzählt er seine Geschichte aus der Perspektive der Jugendlichen, der Entführer, eines Fleischfabrikanten und natürlich Denglers. Aus dieser Montage erwächst die sich langsam aufbauende, gegen Ende zitternde Spannung.

„Am zwölften Tag“ ist nicht Schorlaus bester Kriminalroman, da sei „Das München-Komplott“ vor. Gleichwohl ist es ein höchst lesenswerter, im Detail manchmal unappetitlich. Ein Schlachtfest für Vegetarier.

Das bleibt: Schorlaus Geschichten thematisieren kompromisslos gesellschaftliche Missstände. Der Autor als Aufklärer. Das ist für sich genommen kein literarisches Qualitätsmerkmal. Bei Wolfgang Schorlau schon.

Wolfgang Schorlau: „Am zwölften Tag. Denglers siebter Fall“ KiWi, 341 Seiten, 9,99 Euro