Als im September 2012 das Krimidebüt „Später Frost“ des Autorenduos Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson erschien, brachte das eine doppelte Überraschung mit sich. Nicht nur, dass es für einen Erstling eine erstaunlich komplexe und in sich schlüssige Geschichte um den mysteriösen Mord an einem Insektenforscher war – auch und vor allem aber, dass ein in Hamburg lebendes Autorenpaar einen nahezu klassischen Schwedenkrimi zu Papier gebracht hatte, das war dann aller Ehren und positiver Kritiken wert.

Nun ist ein geglücktes Debüt kein Garant für einen gelungenen Nachfolger, doch Voosen/Danielsson – er gebürtiger Papenburger, sie aus dem schwedischen Växjö stammend – haben es mit dem aktuellen „Rotwild“ mithin geschafft, nicht unter das gesetzte hohe Niveau zu rutschen.

In dem neuen Fall bekommen es die schwedische Kommissarin Ingrid Nyström und ihre Kollegin Stina Forss erneut mit einem nicht nur höchst rätselhaften, sondern auch dezidiert unappetitlichen Fall zu tun. Auf einem kleinen Eiland wird die Leiche eines Lehrers gefunden, Körper und Kopf sind durchbohrt von 13 Pfeilen, nackt ist der Mann an einen Baum gefesselt, offenbar gemartert. Nur wenige Hundert Meter entfernt liegt sein toter Hund, ein Golden Retriever, ebenfalls von Pfeilen getötet, neben ihm die blutdurchtränkte Kleidung seines Herrchens.

Ein Auftakt so recht nach schwedischer Art. Welches Motiv könnte diese grausame Tat in sich bergen? Zumal der Tote, derart grotesk an einen Baum drapiert, Ähnlichkeit mit Sankt Sebastian, einem christlichen Märtyrer des 3. Jahrhunderts, besitzt. Und unweit des Leichenfundes kommt es zum jährlichen Treffen traditioneller Bogenschützen…

„Rotwild“ ist ein enorm spannender Kriminalroman, hin und an ein wenig weitschweifig, gleichwohl dramaturgisch raffiniert gebaut, ausgestattet mit facettenreichen Figuren und zwei mental konträren Ermittlerinnen, die dennoch ein Team sind.

Voosen/Danielsson: Rotwild KiWi, 432 S., 9,99 € Lesung: Di 17.9., 20.00, „MS Bleichen“

Volker Albers schreibt an dieser Stelle regelmäßig über Kriminalromane