„Im Grunde genommen sind wir nur gute Handwerker.“ Der Gagschreiber Micky Beisenherz über humoristische Fließbandarbeit, Jugendsünden und seine Wunschkandidaten

Hamburg. Weil Micky Beisenherz sich mit seinen Flugzeiten in den australischen Dschungel vertan hatte, konnte das geplante Interview in Hamburg nicht mehr persönlich stattfinden. Doch zum Glück gibt es sogar in Murwillumbah einen Internetanschluss, sodass der Gagschreiber von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ per Mail antworten konnte.

Hamburger Abendblatt:

Herr Beisenherz! Was genau machen Sie da jetzt eigentlich den ganzen Tag im Dschungel?

Micky Beisenherz:

Um genau zu sein: schlafen. Wir arbeiten dank der Zeitumstellung vornehmlich nachts auf die Live-Sendung am frühen Morgen hin.

Die Kandidaten 2014 lassen sich ja mal wieder eher in der Kategorie C-Promi zusammenfassen. Auf wen freuen Sie sich besonders – und warum?

Beisenherz:

Am meisten freue ich mich auf meinen Freund und Mitstreiter Olli Haas, mit dem ich in den nächsten drei Wochen in einer Art eheähnlichem Verhältnis leben werde. Nur ohne Sex. Also, tatsächlich wie in einer richtigen Ehe.

Was halten Sie von der Hamburger Kandidatin Tanja Schumann?

Beisenherz:

Wenn sie es schafft, ein Ruhepol zu sein, ja vielleicht sogar die „Camp- Mutti“, dann kann sie ganz weit kommen.

Und wen hätten Sie gerne dabei gehabt?

Beisenherz:

Sylvie Meis wär doch schön gewesen. Im Dschungel könnte sie endlich mal über ihr Privatleben reden. Man erfährt ja so wenig darüber.

Die bissigen Kommentare der Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwig stammen größtenteils von Ihnen und von Zietlows Mann, Autor Jens Oliver Haas. Wie kann man so böse sein?

Beisenherz:

Eigentlich sind wir gar nicht so böse. Im Grunde genommen sind wir nur gute Handwerker, die sich bemühen, auf ein Schlagwort den bestmöglichen Gag aus der Assoziationsschublade zu ziehen.

Wie läuft denn so eine Vorbereitung für die Show ab? Wie viel Zeit haben Sie, um sich die Gags und Sprüche für die Sendung auszudenken?

Beisenherz:

Viel Zeit bleibt tatsächlich nicht, da wir zwei Wochen humoristische Fließbandarbeit leisten. Da Olli, die Moderatoren und ich aber in stetigem Austausch sind, notieren wir uns einfach jeden guten Gedanken und bauen ihn ins nächste Buch ein. Dankenswerterweise haben wir mit Markus Küttner einen Redakteur vor Ort, der die dann auch alle drin lässt. Das ist leider nicht selbstverständlich.

Was lernen die Kandidaten aus ihrem Aufenthalt im Camp? Für wen könnte es tatsächlich hilfreich sein, da mal reinzugehen?

Beisenherz:

Die Kandidaten lernen, dass jeder Mensch stets die Möglichkeit in Betracht ziehen muss, ein Trottel zu sein. Ansonsten: Ronald Pofalla hat doch jetzt Zeit. Oder gleich die komplette FDP.

Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, auch nicht auf Facebook und bei Twitter. Kürzlich schrieben Sie: ,Die Preiserhöhung für Berlins Hallenbäder ist eine Zumutung. Viele Schauspieler wissen nicht mehr, wo sie während der Berlinale morgens duschen sollen.‘ – Gab es auf Ihre Sticheleien eigentlich schon mal richtig Ärger?

Beisenherz:

Um mir Ärger zu bereiten, müssten die Angesprochenen sich erst mal das Zugticket nach Hamburg kaufen können.

Warum nutzen Sie Social Media?

Beisenherz:

Zum einen wegen meiner überbordenden Profilneurose. Ansonsten gerne als eine Art soziologischen Seismografen – und natürlich gerne auch als Pointen-Teststrecke, das gebe ich zu.

Wie begegnen Sie Prominenten, die Sie öffentlich schon mal so richtig runtergeputzt haben? Sind ja mittlerweile schon eine ganze Menge…

Beisenherz:

Meistens gar nicht – da ich nicht allzu häufig auf solche Promi-Veranstaltungen gehe und mein Bier lieber mit anderen Menschen trinke. Und wenn doch, sind die Leute eigentlich ganz nett und nehmen es in der Regel mit Humor. In puncto Selbstironie sind viele von denen vielleicht sogar schon weiter als viele aus der sogenannten A-Liga.

Auf wen spielen Sie da an?

Beisenherz:

Ach, gar keine spezielle Person. Aber wenn man gerade wieder gesehen hat, wie augenzwinkernd in den USA A-Klasse-Promis bei den Golden Globes rangenommen wurden, sieht man im Vergleich, wie die deutsche Erstliga-Unterhaltung teilweise sehr träge ihre eigene Bedeutung verdaut.

Inwieweit trifft das Motto: ,Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert‘ auf Sie zu?

Beisenherz:

Na ja, ich hoffe doch sehr, dass ich mir mit meiner Art, Dinge zu kommentieren, nicht nachhaltig schade. Sicher bin ich mir da aber nicht. Wäre aber schade, denn die deutsche Unterhaltung sollte mittlerweile wissen, dass ein teilweise spitzer Ton einem herzlichen Umgang miteinander keineswegs im Wege steht. Im Gegenteil.

Privat scheinen Sie freundlicher unterwegs zu sein. Immerhin haben Sie eine Ehefrau… Wie haben Sie die denn für sich gewinnen können?

Beisenherz:

Meine Frau hat zum einen einen wahnsinnig tollen Humor und zum anderen ganz viel Herz. Möglicherweise glaubt sie, etwas Ähnliches auch in mir zu erkennen. Da hab ich großes Glück gehabt.

Wer so witzig und schlagfertig ist, wird doch sicher gerne privat eingeladen, um die Gäste zu unterhalten. Oder etwa nicht?

Beisenherz:

Wenn, dann nur, weil ich gerne mal die Drinks bezahle. Im Ernst: Wer mich kennt, der weiß, dass ich wirklich ganz, ganz viele Leute unheimlich gerne habe. Und wenn man die an einem Abend zusammenbringt und die dann auch noch Spaß miteinander haben – perfekt!

Wer austeilt, muss ja auch einstecken können. Wie viel können Sie selbst vertragen und wo hört es für Sie auf?

Beisenherz:

Bevor ich meine Frau kennengelernt habe, fand ich mich eigentlich ganz cool. Dank ihr weiß ich erst mal, was für ein Vogel ich bin.

Wie gehen Sie mit schwierigen, traurigen Momenten um? Auch Ironie pur?

Beisenherz:

Ironie ist dann und wann ein nettes Stilmittel. Ansonsten – übrigens auch im TV – finde ich, dass eine ehrliche, ungekünstelte Reaktion auf das, was ohnehin jedem klar ist, das Beste ist, was man tun kann. Ironie hingegen ist nicht selten einfach Flucht.

Warum sind Sie mal für Sonya Kraus nackt auf einem weißen Pferd durch die Eifel geritten?

Beisenherz:

Das war mein frühes Bewerbungsvideo für Femen. Sie haben sich nie zurückgemeldet. Davon ab: Jeder braucht eine Jugendsünde. Das ist eben meine.

„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, 17.2., 21.15 Uhr, RTL. Live-Ticker auf abendblatt.de