Als Ray Cokes, 55, im Jahr 1996 auf dem Hamburger Spielbudenplatz live seine MTV-Show „X-Ray Vision“ präsentierte, bewarfen ihn Betrunkene mit Bierflaschen. Der Abend war ein Desaster, Cokes verließ den Musiksender. Dennoch kommt der britische TV- und Radiomoderator, der zwischen 1987 und 1996 das bekannteste Gesicht von MTV Europe war, gern in die Stadt.

Beim Reeperbahn Festival bilden sich täglich um 17 Uhr Schlangen vor dem Schmidt Theater, um einen Platz bei „Ray’s Reeperbahn Revue“ zu ergattern, bei der Cokes ausgewählte Bands vorstellt. „Seit fünf Jahren geht das schon so, ich kann es kaum glauben“, sagt der 1958 auf der Isle of Wight geborene Schlacks, den es über London, Paris und Berlin nach Antwerpen verschlagen hat. Obwohl er kein Millionenpublikum mehr hat und privat nicht alles glatt lief, hat er sich seinen britischen Humor und die Leidenschaft für neue Bands bewahrt. Solange sie keinen Techno machen, denn elektronische Musik ist nichts für den einstigen Punkrocker. Da ist Cokes altmodisch, womit er auch kokettiert, wenn er bei einem Interview mit Musikern wieder einmal Unsinn gefragt hat: „Dieses Wikipedia ist wohl keine gute Quelle.“