Dass diese sehr großen, sehr blauen, sehr schönen Augen der Kathrin Kohlstedde nicht längst viereckig geworden sind vom beinahe lebenslangen Filmegucken, das ist eigentlich ein Wunder. Seit 1999 arbeitet die Frau mit dem klugen, sicheren Blick für das, was taugt im Kino, als Leiterin der Programmabteilung des Filmfests Hamburg, und man will sich lieber nicht vorstellen, wie viele Streifen aus aller Welt sie sich übers Jahr von Berufs wegen angucken muss. Von Ermüdungserscheinungen jedoch keine Spur: „Das ist doch eine wunderbare Arbeit“, sagt sie.

Hätte Kathrin Kohlstedde ein zweites Leben, sie bliebe immer noch im Film. Ein kleines Kino würde sie führen, mit Gastronomie. Gelernt hat sie was ganz anderes, Politikwissenschaften und Philosophie auf der Katholischen Hochschule in Eichstätt in Bayern. Dort zog sie hin aus Bielefeld, wo sie aufwuchs. Ihre Eltern kommen zu jedem Filmfest-Eröffnungswochen-ende nach Hamburg, auch dieses Mal besuchen sie die Tochter wieder.

Wird nach dem Abschlussfilm der Vorhang zugezogen, fällt Kathrin Kohlstedde regelmäßig in ein Loch. Zum Rauskrabbeln geht sie wandern auf Sylt, kocht, bewirtet Freunde in ihrer Wohnung in Hoheluft. Und geht zu Willy, dem Wallach. Der wartet im Stall in Norderstedt auf sie. Da redet keiner über Film. „Das ist das Allerschönste“, sagt Kathrin Kohlstedde. Reiten, das macht die Augen wieder rund.