Wenn der Vertrag mit dem Druckunternehmen Prinovis Ende 2014 ausläuft, könnte der Erstverkaufstag des Nachrichtenmagazins vom Montag auf den Sonnabend verlegt werden.

Seit einer gefühlten Ewigkeit ist Montag „Spiegel“-Tag. Das könnte sich jedoch bald ändern. Der Vertrag des Nachrichtenmagazins mit dem Druckunternehmen Prinovis läuft Ende 2014 aus. In der Neuausschreibung ist nun ein Szenario vorgesehen, nachdem der „Spiegel“ künftig bereits sonnabends am Kiosk liegt. Für den Sonnabend spricht, dass die Deutschen am Wochenende besonders viel Zeit haben, um Zeitungen und Zeitschriften zu lesen. Davon profitieren die Sonntagszeitungen, aber wohl auch die „Zeit“, die am Donnerstag herauskommt. Die deutschen Wochenzeitungen haben, im Gegensatz zur übrigen Branche, keine Auflagenprobleme. Schon der ehemalige „Spiegel“-Chef Stefan Aust wollte den Erstverkaufstag (EVT) des Blatts auf den Sonntag verlegen. Daraus wurde aber nichts, weil sonntags die meisten Verkaufsstellen geschlossen sind und die Vertriebe der Sonntagszeitungen, die die Auslieferung des „Spiegels“ hätten übernehmen können, nicht unbedingt auf einen neuen Wettbewerber gewartet hatten. Diese Problematik stellt sich sonnabends nicht, dafür aber eine andere: Wird die Redaktion das Nachrichtengeschehen des Freitags zumindest partiell noch mitnehmen können? Oder ist Donnerstagnacht Redaktionsschluss, wenn der „Spiegel“ sonnabends am Kiosk liegen soll? Chefredakteur Wolfgang Büchner soll den Sonnabend als EVT befürworten, aber nur wenn gewährleistet ist, dass der Freitag auch weiterhin in der Berichterstattung berücksichtigt werden kann.

Apropos Büchner. Der neue „Spiegel“-Chef soll über ein Online-Bezahlangebot seines Blattes nachdenken, das die Geschichten des Print-Hefts täglich bis zum Erscheinen der neuen Ausgabe aktualisiert. Er selbst lehnt dazu jede Stellungnahme ab, wie auch zu einem anderen Themas, das seine Ressortleiter betrifft. In Redaktionskreisen heißt es, er wolle die Verträge der meisten von ihnen verlängern. Im Streit um die Verpflichtung des „Bild“-Mannes Nikolaus Blome waren die Ressortleiter die härtesten Widersacher Büchners. Sie erboste zudem, dass der neue Chef angeblich viele von ihnen ablösen wollte. Obwohl dies nun nicht geschieht, ist die Stimmung bei ihnen nach wie vor mies. Besonders verschnupft sein sollen die stellvertretenden Chefredakteure Klaus Brinkbäumer und Martin Doerry.

Was macht eigentlich ProQuote? Seltsam ruhig verhielt sich der Journalistenverein bei der Berufung der stellvertretenden Chefredakteure Giuseppe di Grazia („Stern“) und Nikolaus Blome („Spiegel“) – Letzterer wird wegen des Widerstandes der „Spiegel“-Redakteure „nur“ Mitglied der Chefredaktion. Dabei waren für beide Positionen auch Frauen im Gespräch. Nichts zu vernehmen war von ProQuote auch, als beim WDR mit Tom Buhrow ein Mann die Intendantin Monika Piel ablöste. Zumindest über die anstehenden Neubesetzungen der Direktorenposten im WDR will sich der Verein, der sich für mehr Frauen in journalistischen Führungspositionen einsetzt, mit Buhrow reden. Zudem hat ProQuote Zahlen über die Männerquote in deutschen Chefredaktionen erstellt. Demnach sind 98 Prozent der Zeitungschefredakteure Männer. Beim Fernsehen liegt diese Quote bei 82, bei Online-Medien bei 78 und beim Radio bei 54 Prozent.