Mit Respekt vor der Geschichte und neuen Ideen stellte sich Hans-Jörg Czech als Direktor des Altonaer Museums vor

Hamburg. Ein großes Konzept für die kommenden Jahre könne er jetzt noch nicht vorlegen, meint Hans-Jörg Czech, der am 1. Juli sein Amt als neuer Direktor des Altonaer Museums angetreten hat. „Ich habe große Hochachtung vor der 150-jährigen Geschichte des Museums und eine gesunde Portion Respekt vor der Aufgabe, fühle mich aber im Haus gut angenommen“, sagte der 47-Jährige, als er sich am Dienstag erstmals auf einer Pressekonferenz vorstellte. Zuletzt war der Kunstgeschichtler, Literaturwissenschaftler und Volkskundler als Gründungsdirektor des Stadtmuseums in Wiesbaden tätig gewesen. Museumserfahrung hatte er zuvor bei der Wiedereinrichtung und Neukonzeption des Museums Schloss Wilhelmshöhe in Kassel sowie am Deutschen Historischen Museum in Berlin gesammelt, wo er unter anderem als Direktionsassistent und Kurator mehrerer Ausstellungen wirkte und als Projektleiter die ständige Ausstellung im Zeughaus betreute.

Deutsche Geschichte und Kulturgeschichte sowie Stadtgeschichte zählt Czech zu den Schwerpunkten seiner Forschungs- und Ausstellungsarbeit, wissenschaftlich beschäftigt hat er sich aber auch mit Politischer Ikonografie des 19. und 20. Jahrhunderts sowie mit der Kunst des Niederländischen Goldenen Zeitalters. Die ersten Wochen im neuen Amt verbrachte er damit, das Haus und seine Mitarbeiter kennenzulernen. Er hat die Abteilungen und die Depots besucht und dabei die Sammlung erkundet, hat aber auch Gespräche mit den Direktoren der anderen Häuser innerhalb und außerhalb der Stiftung geführt. Wenn Czech darüber berichtet, wirkt er nicht so, als wolle er demnächst alles anders machen als sein Vorgänger Torkild Hinrichsen, mit dem er schon intensive Gespräche geführt hat. Für vieles findet er lobende Worte, zum Beispiel für den in Altona gut etablierten Kinder- und Jugendbereich mit dem Kinderolymp und dem Kinderbuchhaus.

Und auch mit dem neuen Zielbild, das – in bewusstem Rückgriff auf das ursprüngliche Konzept des 1901 eingeweihten Hauses – Altonaer Stadtgeschichte und Naturkunde verbindet, kann er sich anfreunden. Ausdrücklich beibehalten will Czech auch die Weihnachtsausstellungen und -Messen sowie den Schwerpunkt Fotografie.

Im Mittelpunkt stehen für ihn die Sammlungen, die Objekte, die Originale. „Museumsobjekte sehe ich als Berichterstatter von Geschichte“, sagt Czech, der sich auch verstärkt um Zeitgeschichte, also um das 20. und sogar das 21. Jahrhundert, kümmern will. Hier gehe es ihm auch um neue Formen der Partizipation: „Wir suchen Plattformen, um mit interessierten Bürgern und Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen.“ Das Haus solle künftig eine „Portalfunktion für die Geschichte des Hamburger Westens und die Elbvororte“ erfüllen.

Welchen Stellenwert der neue Direktor dabei der Altonaer Stadtgeschichte einräumt, die ja erst seit der Eingemeindung 1937 Teil der Hamburger Stadtgeschichte ist, zeigen seine ersten konkreten Planungen.

So soll es in ziemlich genau einem Jahr eine große Sonderausstellung zu 350 Jahren Altonaer Stadtrecht geben, einem Jubiläum, das ab August 2014 mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wird. Einen eigenen zeitgeschichtlichen Akzent setzt Czech im Herbst 2014 außerdem mit einer Ausstellung, die sich mit dem 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs beschäftigt. Hier soll vor allem untersucht und dargestellt werden, wie sich das alltägliche Leben während der vier Kriegsjahre in der damals zu Preußen gehörenden Stadt verändert hat.

Dass es perspektivisch eine neu gestaltete Abteilung geben muss, die die Geschichte Altonas anschaulich darstellt und zeitgemäß nachzeichnet, davon ist Hans-Jörg Czech überzeugt. Aber auch hier will er den Kontakt zu Besuchern und Bewohnern suchen, um Erwartungen und Interessen kennenzulernen. Eine Abstimmung mit dem Hamburgmuseum, das ja für die gesamte Stadtgeschichte zuständig ist, hält Czech nicht für schwierig.

Schon 2014 wird Czech mit einem neuen Alleinvorstand zusammenarbeiten

Wahrscheinlich werde es künftig innerhalb der Stiftung Historische Museen, zu der neben Altona auch das Hamburgmuseum und das Museum der Arbeit gehören, ohnehin eine engere Verzahnung von Themen und Projekten geben, machte Alleinvorstand Helmut Sander deutlich. Dafür leiste schon seit 2008 eine Programmkommission wesentliche Vorarbeit. Es sei durchaus denkbar, dass eine in Altona erarbeitete Ausstellung zum Beispiel im Museum der Arbeit gezeigt werde, wenn sie sich dort thematisch besser einordnen lasse, aber natürlich gelte das grundsätzlich auch umgekehrt.

Dass er es schon im nächsten Jahr nach Helmut Sanders Emeritierung mit einem neuen Alleinvorstand zu tun haben wird, der an der Spitze der Stiftung steht, sieht Hans-Jörg Czech nicht als Problem. Die Herausforderung, das eigene Haus inhaltlich neu zu profilieren, zugleich aber Teil einer Stiftung zu sein, nehme er gern an, sagte der neue Direktor, der sich einerseits um Kontinuität bemüht, zugleich aber ohne Zweifel auch neue Akzente setzen wird.