Das Musical „Die Schöne und das Biest“ als erfrischende Gastspiel-Premiere in der Staatsoper

Hamburg. Diese Inszenierung ist der Aperol Spritz unter den Sommermusicals. Erfrischend leicht und locker präsentiert das Budapester Operetten- und Musicaltheater den Disney-Klassiker „Die Schöne und das Biest“ als Gastspiel in der Staatsoper. In prächtigen Bühnenbildern (István Rózsa) und Kostümen (Erzsébet Túri) gewinnt die Arbeit von Regisseur Györgi Böhm ihren Reiz aus der Mischung verschiedener Stile, dem Charme und dem Feuer der ungarischen Darsteller. Gespielt wird die Originalgeschichte von Linda Woolverton mit der Musik von Alan Menken. Durch die ungarischen Einflüsse verströmt dieses Märchen um den verzauberten Prinzen, der als Biest sein Dasein fristet, um durch die Liebe erlöst zu werden, ein besonderes Flair.

In Böhms Arbeit trifft die K.u.K-Operettenseligkeit mit großen revueartigen Tableaus – beziehungsweise Tabletts, denn im Zauberschloss tanzen schon mal Teller und Bestecke –, auf die eingängigen Popsongs der heutigen Musicalkultur. Dabei füllen die Hauptdarsteller mit ihren Stimmen die Staatsoper locker. Tanz- und Chorszenen können sich spielerisch und artistisch entfalten. Das 21-köpfige Orchester ist ein weiteres Erfolgselement. Hat man sich in den ungarischen Akzent eingehört, sind dem Textverständnis nur noch in den Chorstücken Grenzen gesetzt, die Hauptdarsteller sprechen allesamt vorzüglich Deutsch.

Farbenfroh ist dieses Musical, steigert sich Szene um Szene in Choreografie, Lichtdesign und Dramaturgie, bis im großen Finale das romantische Glück bis in den letzten Saalwinkel strömt. Das Biest (großartig: Sándor Barkóczí) hat die tierische Hülle fallen lassen und ist wieder Mensch geworden. Nun kann der Prinz seine Schöne (umwerfend: Kitti Jenes) in die Arme schließen – und der erlösten Dienerschaft Freude ist des Zuschauers Freude, denn er hat die skurrilen Gestalten der sprechenden Uhr und der plappernden Kommode, der vielsagenden Teekanne und des plaudernden Kerzenleuchters lieb gewonnen. Höhepunkte des Gesangs liefern neben den Hauptrollen Lilla Polyák als Madame Pottine und Attila Németh als Gaston, der eitle Kraftprotz, der vergebens um der Schönen Hand anhält, bis er beim Versuch, das Biest zu erstechen, den Tod findet.

Grausamer wird es nicht, wenn auch die Kampfszenen mit den Wölfen gefährlich gut choreografiert sind. Prächtig irrlichtern der Vater der Schönen, Maurice (Attila Bardóczy), als genialer Erfinder und der Klapsmühlendirektor D’Arque (Ottó Magócs) durch finsteren Tann und neblige Sümpfe. Zu rühmen sind die für ein Musical außergewöhnlich ausgereiften Fähigkeiten der Schauspieler insbesondere der verwunschenen Domestiken Herr von Unruh (Tamás Földes), Madame de la Grande Bouche (Ildikó Sz. Nagy) und Lumière (Ádám Bàlint).

„Die Schöne und das Biest“, bis 18.8., Karten in den HA-Ticketshops und unter T. 040/30 30 98 98