Hamburg. Beim NDR ist man ausgesprochen stolz darauf, federführend bei der Verleihung des 2010 ins Leben gerufenen Deutschen Radiopreises zu sein. So etwas ist gut fürs Image. Möglicherweise profitiert der Sender aber noch auf ganz andere Weise von der Radio- Leistungsschau. Denn nachdem die NDR-2-Comedy „Frühstück bei Stefanie“ 2011 und die NDR-2-Moningshow „Ponik & Petersen“ 2012 mit dem Hörfunkpreis ausgezeichnet wurden, seien beide Formate noch erfolgreicher als zuvor gewesen, glauben Wettbewerber.

Reicht das aber als Erklärung dafür aus, dass NDR 2 in Hamburg laut der am Dienstag veröffentlichten Media Analyse (MA) seinen Marktanteil um 5,1 Prozentpunkte – auf Basis der gesamten Sendezeit von Montag bis Sonntag – gesteigert hat? Ein so gewaltiger Hörerzuwachs ist im Radiomarkt höchst ungewöhnlich. Dagegen verblassen sogar die 2,8 Prozentpunkte, die der neue Marktführer Radio Hamburg zulegen konnte. Der Privatsender aus der Spitalerstraße kommt nun auf einen Marktanteil von 23,2 Prozent und hat NDR 90,3 als erfolgreichste Hamburger Hörfunkwelle abgelöst. Der bisherige Marktführer verlor 0,7 Prozentpunkte und liegt nun bei einem Marktanteil von 20 Prozent.

Auf Platz drei folgt dann aber schon mit einem Marktanteil von 19,5 Prozent NDR 2, was auch deshalb bemerkenswert ist, weil es sich im Gegensatz zu den Mitbewerbern bei der Hörfunkwelle nicht um einen reinen Hamburgsender handelt. NDR 2 muss auch Hörer auf Sylt, in Hannoversch Münden, auf Usedom und in Ostfriesland ansprechen. Noch vor Jahresfrist konnten die Verantwortlichen im Funkhaus am Rothenbaum von dem Höhenflug, den NDR 2 nun in Hamburg hingelegt hat, nicht einmal träumen. Da dümpelte der Marktanteil der Hörfunkwelle noch bei 10,4 Prozent. Doch bereits im März legte NDR 2 bei der ersten Erhebungswelle der MA 2013 um vier Prozentpunkte zu.

Den neuerlichen Zuwachs von 5,1 Prozentpunkte führt Torsten Engel, der seit 2002 Chef von NDR 2 ist, vor allem auf drei Faktoren zurück: auf die Musikmischung seiner Hörfunkwelle, auf die Qualität seiner Moderatoren und darauf, dass der Informationsanteil bei NDR 2, im Gegensatz zu dem der Wettbewerber, nach wie vor sehr hoch sei. „Nachrichten und Information liegen in der DNA von NDR 2“, sagt er.

Das Argument mit der Musikmischung ist auf den ersten Blick schwer nachzuvollziehen. Schließlich liegt die letzte größere Reform in puncto Musik bei NDR 2 mehr als zwei Jahre zurück. Damals verjüngte sich der Sender. Titel aus den 60er- und 70er-Jahren flogen aus dem Programm. Zumindest in Hamburg hatte das zunächst keinen positiven Einfluss auf den Marktanteil. In Niedersachsen habe NDR 2 damals aber zugelegt, sagt Engel. In Hamburg habe der Positivtrend dagegen etwas auf sich warten lassen, was daran liege, dass in der Hansestadt vergleichsweise viele Radioprogramme zu empfangen seien.

Mit der Schwäche der Konkurrenz lässt sich der starke Zuwachs von NDR 2 jedenfalls nicht erklären. Marktführer Radio Hamburg hat selbst hinzugewonnen. Die Verluste von NDR 90,3 sind mit 0,7 Prozentpunkten vergleichsweise moderat. Allein das von Umpositionierungen gebeutelte alster radio musste abermals deutlich Federn lassen. Es verzeichnete mit einem Minus von 1,3 Prozentpunkten den höchsten Rückgang aller Hamburger Radiowellen. Der Sender kommt nun auf einen Marktanteil von nur noch 3,2 Prozent.

Mit dem Erfolg von „Frühstück bei Stefanie“ hat der starke Zuwachs von NDR 2 laut Engel übrigens kaum etwas zu tun. Die Comedy sei vor allem wichtig für das Image der Hörfunkwelle gewesen. Deshalb sei es nicht so schlimm, dass es „Frühstück bei Stefanie“ seit Juni nicht mehr gibt. Ab 5. August wird NDR 2 die besten Folgen wiederholen.

Zu einer Baustelle könnte aber die wichtige Morningshow „Ponik & Petersen“ werden, denn Ilka Petersen erwartet ein Kind. Bis Dezember wird sie NDR 2 noch zur Verfügung stehen. Engel hofft, dass sie nach der Geburt ihres Kindes möglichst bald zurückkehrt.