Hamburg. Dem Kulturhaus III&70 am Schulterblatt fehlen 50.000 Euro, um über die Sommermonate Juli und August zu kommen. Normalerweise wird diese Summe allein jeden Monat benötigt. Geschäftsführerin Sarah Theilacker steht vor der Alternative, das Haus im Schanzenviertel sofort zu schließen oder den Betrieb auf ein Minimum herunterzufahren. 40 Minijobber werden vorläufig nicht weiterbeschäftigt, von den sonst fünf bis zehn Mitarbeitern sind nur vier im Einsatz.

Die Situation veranlasst Theilacker und die künstlerische Leiterin Anne Schneider, zur Solidarität aufzurufen. Staatliche Förderung erhält das Haus nur projektbezogen für das Theaterfestival Kaltstart und die TransFormAktion. Im Herbst wollen die Betreiber jedoch richtig loslegen mit neuem Profil, gesellschaftlich relevantem Theater und Kunst. Und einer gebündelten Bespielung alle zwei Wochen. „Wir wollen weg vom Ruf der Partyhölle hin zum ernst zu nehmenden Ort der kulturellen Auseinandersetzung“, so Schneider.

Geplant ist, nicht nur der freien Hamburger Szene Auftrittsmöglichkeiten zu bieten, sondern auch eine Netzwerkplattform zu schaffen, die es Künstlern ermöglicht, ihre Arbeiten in befreundeten Häusern im deutschsprachigen Raum zu präsentieren. Der Erfolg und die Akzeptanz etwa des am Sonntag zu Ende gehenden Kaltstart-Festivals zeigen, dass das Kulturhaus III&70 als kultureller Ort unbedingt taugt. Es lohnt, sich, Schwellenängste zu überwinden: Bei allem Charme des Unperfekten, den das Haus hat, gibt es sie hier immer wieder, diese verzaubernden Momente der Kunst. Noch ist nicht aller Tage Herbst.