Am Dienstagabend feierten rund 1000 Gäste im Thalia Theater die jungen Kreativen. Auch die Schauspieler Olli Dittrich, Peter-Heinrich Brix und Pheline Roggan zeigten sich auf dem roten Teppich.

Hamburg. „Wir wollten mit dem Studio Hamburg Nachwuchspreis ein Stück urbaner werden, näher heranrücken an Hamburg, den Kontakt mit der Stadt suchen“, erklärte der Studio Hamburg-Vorsitzende Carl Bergengruen in seiner Begrüßungsrede. Aus diesem Grund hat man sich entschieden, die Preisgala vom leicht abgeschlagenen Firmensitz in Tonndorf ins innerstädtische Thalia Theater zu verlegen. Hochkultur-Aura statt Industrieflair.

Rund 1000 Gäste, darunter die Schauspieler Olli Dittrich, Peter-Heinrich Brix und Pheline Roggan zeigten sich auf dem roten Teppich; Felicitas Woll, Ulrike Folkerts und Kostja Ullmann überreichten Auszeichnungen an die Gewinner des Abends. NDR-Intendant Lutz Marmor ließ sich ebenso blicken wie Kultursenatorin Barbara Kisseler, Filmfestleiter Albert Wiederspiel und Eva Hubert, Chefin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.

Der Nachwuchspreis, dem nicht immer so sommerliches Wetter beschert war wie in diesem Jahr, ist ein alljährlicher Pflichttermin im Kalender der Hamburger Filmschaffenden. Nur Hamburgs Kinoliebling Fatih Akin, der für die Dreharbeiten seines neuen Films, eine NDR-Koproduktion, in Jordanien unterwegs war, durfte entschuldigt schwänzen.

Die Stimmung: aufgekratzt. Die Luft im Foyer: knapp. Judith Rakers war in einem funkelndem Pailletten-Hosenanzug geschlüpft und hielt sich tapfer eine volle Viertelstunde auf dem roten Teppich. Pheline Roggan konterte mit einem fließenden Sterne-Dress.

Im Mittelpunkt jedoch stand an diesem Abend, durch den der NDR-Moderator Alexander Bommes gewohnt unterhaltsam führte („Die ganz großen Stars, Clooney, Pitt, haben mit der Begründung abgesagt: Only in Tonndorf.“), natürlich der kreative Nachwuchs. Vor allem die glücklichen Sieger. Als beste Produktion wurde die melancholische Ost-West-Liebesgeschichte „Eastalgia“ von Daria Onyshchenko (Hochschule für Film und Fernsehen München) ausgezeichnet, die von verlorener Liebe und Heimatlosigkeit erzählt; der Preis für die beste Regie ging an Lena Knauss von der Filmakademie Baden Württemberg für „Die Geister, die ich rief“, ein Drama angesiedelt im schwedischen Wald über das Zerbrechen einer Familienidylle. Für das beste Drehbuch wurde der Deutsch-Kurde Hüseyin Tabak von der Filmakademie Wien für „Deine Schönheit ist nichts wert“ geehrt, der den Alltagskampf eines zwölfjährigen Jungen in einem fremden Land schildert.

„Wir waren absolut beeindruckt von diesen vielen dichten Filmen, von dieser Intensität, von Eurem sehr, sehr intensiven Spiel“, lobte Studio Hamburg-Chef Bergengruen die Nominierten. Die Jury habe „leidenschaftlich“ und „mit Hingabe“ diskutiert, um die besten unter all den guten Filmen und Schauspielern zu finden. Einmal habe sogar die besorgte Bedienung hereingeschaut, „um zu sehen, ob alles in Ordnung ist“.

Die Jungschauspielerin Jella Haase gewann den Günther-Strack-Fernsehpreis als beste Darstellerin für ihren Part im „Tatort“ aus Bremen, „Puppenspieler“ von Florian Baxmeyer (ebenfalls Ex-Nachwuchspreisträger).

Als bester Darsteller wurde ihr Kollege Edin Hasanovic ausgezeichnet. In dem Drama von Lars-Gunnar Lotz „Schuld sind immer die Anderen“ spielt er seine erste Kinohauptrolle: einen jugendlichen Straftäter, der die Chance zu einem Neuanfang bekommt und sie gleich wieder zu vermasseln droht. Interessierte Zuschauer übrigens können den Film bereits am 16. Juni beim deutsch-französischen Fernsehsender Arte sehen.

Über den Publikumspreis für den besten Kurzfilm konnte sich schließlich Benjamin Teske, Student an der Hamburg Media School, für sein Werk „Fliehkraft“ freuen.

Mit dem Hamburger Krimipreis, den die Freie und Hansestadt Hamburg zu Ehren Jürgen Rolands vergibt, wurde Regisseur Matti Geschonneck ausgezeichnet. Damit dürfte sein überragendes Gerichtsdrama „Am Ende einer Nacht“ (ZDF) mit Ina Weisse und Barbara Auer in den Hauptrollen so ziemlich jeden Fernsehpreis gewonnen haben, den dieses Land zu vergeben hat.

Aber warum auch nicht? Schließlich ist dies der einzige an diesem Abend verliehene Preis, bei dem es nicht um Entdeckungen in der Filmlandschaft geht, sondern um Profihandwerk.

Pläne, den Studio-Hamburg-Sitz in Tonndorf aufzugeben und sich zentraler anzusiedeln, dementierte Bergengruen übrigens heftig: „Wir denken gar nicht daran, diesen Standort aufzugeben und umzuziehen.“ Die Gala war also nur ein einmaliger Ausflug in die Innenstadt. Aber ein besonders glanzvoller.