Mit der Hanseatischen Materialverwaltung eröffnet am Montag ein gemeinnütziger Fundus

Hamburg. Die Augen müssen sich erst an das Halbdunkel der Lagerhalle gewöhnen. Dafür stechen die Leuchtschilder hoch oben auf einem Regalbrett unterm Schuppendach umso deutlicher hervor. „Kaufhaus“ steht auf einem, „Notaufnahme“ auf einem anderen. Wer beide Bedeutungen verbindet, nähert sich bereits dem Konzept dessen, was da am Montag auf 600 Quadratmetern im Oberhafen eröffnet.

Die Hanseatische Materialverwaltung, kurz HMV, ist ein Sammelbecken für all jene Requisiten, die passgenau für Theaterproduktionen, Ausstellungen, Filmaufnahmen und auch Messestände gefertigt wurden. Sind Schau oder Spielzeit vorbei, „landet dieses hochwertige Zeugs oftmals im Container“, wie Moderator Cosmic DJ bei der Präsentation am Donnerstag gewohnt locker erläuterte. Petra Sommer, die lange Jahre als Szenenbildnerin und Filmausstatterin arbeitete, sowie der freie Künstler Jens Gottschau beschlossen, die Kulissenteile künftig weiter zu vermitteln. Die Idee ist, dass sich das Bühnendekor aus dem Schauspielhaus zum Beispiel in einer Schulaufführung wiederfindet. Wie lange die Objekte verliehen werden, hängt davon ab, „was Sinn macht“, sagt Sommer pragmatisch.

Jene, die den gemeinnützigen Fundus in Anspruch nehmen könnten, sind in drei Kategorien aufgeteilt. „Förderungswürdige Nutzer“ wie Jugendzentren oder freie Künstler erhalten einen Preisnachlass von zwei Dritteln. Halbkommerzielle Institutionen wie Festivals oder Musikclubs bekommen eine Vergünstigung von 35 Prozent. Und bei rein wirtschaftlich orientierter Nachfrage, etwa von Film- oder Serienproduktionen, gibt es fünf Prozent Rabatt.

Kultursenatorin Barbara Kisseler lobte vor allem das „Umdenken in unserer Wegwerfgesellschaft“ und betonte, dass „andere Bereiche der Stadtgesellschaft von dieser Modellidee viel lernen können“. Das Projekt, das Sommer und Gottschau über 15 Monate hinweg entwickelten, wird für die ersten zwei Betriebsjahre mit 170.000 Euro gefördert, gemeinsam aufgebracht von der Kulturbehörde, der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, der HafenCity GmbH sowie der Kreativ Gesellschaft. Für die Zeit danach werden Sponsoren gesucht.

Der Start der HMV ist zugleich das „erste große Projekte für die Transformation des Oberhafens“, erläuterte Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft. Es gebe auf dem Areal nahe der Deichtorhallen zwar bereits eine „kleinteilige dauerhafte Nutzung“ von Architekten über Designer bis hin zu Literaten. Aber er hofft, dass das Quartier durch die HMV weitere Symbol- und Schubkraft erhält.

Kisseler dankte allen vor Ort für ihr Engagement. „Das kann man als Kulturbehörde nicht verordnen, das muss von unten entstehen“, sagte sie. Giselher Schultz-Berndt von der HafenCity GmbH deutete an, dass für 2014 weitere kreative Vorhaben auf dem Gelände ein Zuhause finden könnten. Doch zunächst gilt es, das Prinzip der HMV in den Köpfen der Kulturschaffenden zu verankern. Sommer hofft, dass ihr sozio-kulturelles Vorzeigeprojekt bald so präsent ist wie etwa die Hamburger Tafel, die vielen sofort einfalle, um Lebensmittel zu spenden. Über mangelndes Interesse kann sich die HMV bisher jedoch nicht beklagen. Kurz vor der Eröffnung ist das Hochregallager bestens gefüllt. Bühnenbilder, eine Fahrradrikscha, Geschirr, Vitrinen, Bauholz. Von der Stadtreinigung bis zum Kunstverein reicht die Riege der Unterstützer bereits. Sommer begeistert: „Das hat sich einfach herumgesprochen.“

Info: hanseatische-materialverwaltung.de