Der 47-Jährige verlässt Wiesbaden und tritt in Hamburg die Nachfolge von Torkild Hinrichsen an. 2007 war er zum Gründungsdirektor des Stadtmuseums der hessischen Landeshauptstadt berufen worden.

Hamburg. Schneller als er erwartet bekommt das Altonaer Museum einen neuen Direktor. Wie die Kulturbehörde am Wochenende mitteilte, entschied sich der Stiftungsrat in einer Sondersitzung am Freitag für Hans-Jörg Czech. Wahrscheinlich wird er schon am 1. Juli die Nachfolge von Torkild Hinrichsen antreten, der im März in den Ruhestand gegangen ist.

Czech ist 47 Jahre alt und ein erfahrener und geschätzter Museumsmann. Er hat in Münster, Wien und Bonn Kunstgeschichte, neuere deutsche Literaturgeschichte und Volkskunde studiert. Sein Volontariat absolvierte er bei den Staatlichen Museen Kassel, wo er an der Neukonzeption des Museums Schloss Wilhelmshöhe mitwirkte. Später wechselte er ans Deutsche Historische Museum Berlin. 2007 wurde er zum Gründungsdirektor des Stadtmuseums der hessischen Landeshauptstadt berufen.

Mit dem Projekt eines stadthistorischen Museums waren damals in Wiesbaden große Erwartungen verbunden. In der Nachbarschaft zum traditionsreichen Hessischen Landesmuseum sollte die Wilhelmstraße mit dem neuen Haus zur „Kulturmeile“ aufgewertet werden. Doch gab es von Anfang an Probleme, zumal sich bald zeigte, dass die bewilligte Investitionssumme von 20 Millionen Euro nicht ausreichen würde. Inzwischen ist unklar, ob dieses Projekt überhaupt umgesetzt werden kann.

„Er blickt nach vorn, arbeitet auf den Moment hin“

Mehr als sechs Jahre lang hat Czech zwar immer wieder erfolgreiche Ausstellungen an wechselnden Orten gezeigt, war aber in Wiesbaden ein Direktor ohne Museum. Mehr noch, durch Auseinandersetzungen in der Lokalpolitik wurde das Projekt mehrfach infrage gestellt. Noch im Februar schrieb die „Frankfurter Rundschau“ in einem Porträt über ihn: „Er verzieht keine Miene, wenn er von der Unsicherheit in den vergangenen Jahren spricht. Er blickt nach vorn, arbeitet auf den Moment hin, den er ersehnte, als er von Berlin nach Wiesbaden kam: die Eröffnung eines von ihm geplanten Museums.“

Damals dürfte Czech wohl bereits nach Hamburg geblickt haben. Jetzt übernimmt er in Altona zwar eine durchaus schwierige Aufgabe, zumal sein künftiges Haus Teil einer Gesamtstiftung ist, die zurzeit noch vor personellen Weichenstellungen steht, aber immerhin hat er endlich ein eigenes Museum.