Was ist eigentlich das Tolle am Theater, mal abgesehen von der sinnlichen und intellektuellen Beschäftigung mit der großen Literatur? Die Energie des Abends natürlich, die Leidenschaft, die Spannungen, die Möglichkeiten, die sich eröffnen, der Austausch zwischen dem, was auf der Bühne passiert, und denen, die im Publikum davorsitzen.

Auch daran musste man denken, als Karin Beier und ihr Team am Freitag ihre erste Spielzeit am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg vorstellten. Manch einer hatte vorab schon geunkt, wer mit so viel Vorschusslorbeeren und solchem Erwartungsdruck in eine Theatersaison starte wie diese neue Intendantin, der müsse nicht nur einfach ein kraftvolles Bühnenprogramm präsentieren, sondern mindestens auch über Wasser wandeln können. Im Malersaal nun bekamen die Anwesenden eine Ahnung davon, wie es werden könnte, in der nächsten Spielzeit, am größten deutschsprachigen Sprechtheater. Nämlich: energiegeladen! Mit so viel Hingabe und Verve, mit so viel Intensität und innerer Überzeugung stellten die Intendantin und ihre Dramaturgen ihre Premieren und Projekte vor, dass man dem November geradezu entgegenfiebert, wenn diese Intendanz mit einem mehrstündigen Antikenmarathon potenziell fulminant starten wird. Hier wird eine Theaterfamilie anreisen, die frische Ideen und einen frischen Blick auf und für die Stadt mitbringt. Und schon bei der puren Ankündigung ist die Neugier darauf greifbar, die Lust an starken Stoffen und starken Konzepten beträchtlich. Und das Wandeln über Wasser? Abwarten. Wasser gibt es ja genug in dieser Stadt.