Bei der ZDF-Show “Wetten, dass ..?“ unterschreitet nicht nur der Quotenwert von 7,43 Millionen Zuschauern das erwartete Niveau.

"Und ich hätte gerne heute Abend noch mit dir Geschlechtsverkehr", rappt Cindy aus Marzahn. Neben ihr sitzt Rapper 50 Cent und grinst. Hoffentlich ist seine Übersetzerstimme im Ohr in dem Moment verstummt, und er grinst nur, weil er kein Deutsch versteht. Markus Lanz versucht zwar noch, seiner Assistentin den Mund zuzuhalten. Doch Cindy aus Marzahn schreit, sobald die Hand weg ist, wie ein aufmüpfiges Girlie: "Geschlechtsverkehr, Geschlechtsverkehr."

Nein, "Wetten, dass ..?" läuft nicht neuerdings auf RTL 2, auch wenn man das vermuten könnte. Die Sonnabendabend-Show ist noch beim ZDF. Und es ist eine Sendung für die ganze Familie, wie Markus Lanz so gerne in Interviews hervorhebt. Ähm, nicht wirklich. Es sei denn, man fährt mit seinen Kindern und der Omi in den Ferien statt nach Disneyland zum Ballermann. Dabei gastierte Lanz mit "Wetten, dass ..?" zum ersten Mal im Ausland. In der Wiener Stadthalle.

Die erste Staffel hat der 44-jährige Moderator jetzt so gut wie hinter sich gebracht. Es folgt nur noch die "Sommer auf Mallorca"-Folge im Juni. Die Kritiken waren bislang ziemlich vernichtend. Eine "ergraute Show" mit "schrulligen Tricks" lästerte sogar die "New York Times". Mehr als 13 Millionen Zuschauer sahen seine erste Show. Nur 7,43 Millionen Zuschauer schalteten am Sonnabend ein, ein Tiefstand. In 151 Shows war sein Vorgänger Thomas Gottschalk nur fünfmal schwächer als Lanz in seiner bisherigen "Wetten, dass ..?"-Karriere. Der sagt in einem Interview, das man sich bei einem Vorabinterview auf YouTube anschauen konnte: "Wenn über 'Wetten, dass ..?' nicht mehr gesprochen wird, dann ist 'Wetten, dass ..?' auch tot."

Okay, wenn das das Ziel war, dann hat der Südtiroler das diesmal auf jeden Fall erreicht. Glückwunsch, Herr Lanz! Und auch dazu, dass keine Langeweile in den knapp drei Stunden aufkam.

Denn ein Fremdschäm-Moment übertrumpfte den nächsten. Und das im gefühlten Zwei-Minuten-Takt: Heiner Lauterbach fuhr ein Wettrennen gegen seine Frau Viktoria auf einer rollenden Kloschüssel. Oliver Pocher bekam Fußbälle gegen den Po geschossen. "Top, der Hintern quillt", rief Lanz. Aber Pocher hatte Glück, und die wenigsten Schützen trafen ihn. Der kanadische Popstar Michael Bublé, der als einziger internationaler Gast fast die gesamte Sendezeit auf der Couch absitzen musste, fasste die Sendung gut zusammen: "Eine schöne, aber eine sehr merkwürdige Show. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Gras geraucht."

Und tatsächlich glich die Folge einer Mischung aus Kindergeburtstag und Drogentrip. Man fragt sich immer wieder, warum Lanz gerade bei "Wetten, dass ..?" Gespräche nicht richtig hinbekommt. Er kann auch anders: Lanz führte zum Beispiel ein außerordentlich sensibles Interview für die TV-Reportage "Indiens ungewollte Töchter", da sprach er mit Eltern, die ihre weiblichen Neugeborenen getötet hatten. Doch am Sonnabend war von diesem Feingefühl leider wenig zu spüren.

Die Wetten liefen so nebenbei: Kandidat Jörg Söhner konnte Reifen an ihrem Abriebgeruch erkennen. Kandidat Stefan Brockamp versuchte, Toilettendeckelmarken am Geräusch ihres Zuklappens zu erkennen, und scheiterte. Heiner Lauterbach kommentierte: "Ich bin froh, dass er sie nicht am Geschmack erkennen muss." Die Zuschauer bestimmt auch. Beeindruckend war wieder die Kinderwette: Der achtjährige Vincent schaffte es, zehn Mal um einen Tisch herumzuklettern, ohne dabei den Boden zu berühren. Lanz schaffte das nicht ein einziges Mal. Dafür hielt er den völlig erschöpften Jungen väterlich nach gewonnener Wette fest. Wettkönig wurde schließlich der 37-jährige Julian Böhme. Er schaffte es, drei Holzhämmer zu jonglieren und dabei Nägel in einen Holzbalken zu schlagen.

Das Beste, was Lanz an diesem Abend vollbrachte, war sein Rap zu Falcos Hit "Rock Me Amadeus" mit OneRepublic. Am Ende verlor Lanz die Stadtwette. 500 Wiener hatten das neueste YouTube-Tanzphänomen "Harlem Shake" an verschiedenen Orten der Stadt aufgeführt und die Filme eingeschickt. Lanz musste sich also in eine Badewanne in flüssige Schokolade legen. Beim Ausstieg sah er aus wie ein Schlamm-Catcher. "Die Farbe passt eigentlich zu Mallorca" - so sein Abschlusskommentar. Am 8. Juni ist dort Staffelfinale. Vom Niveau her ist Lanz auf jeden Fall schon nah an den Ballermann rangerobbt.