Eine kleine, brutal helle Stablampe hat Anthony McCall immer dabei. Man kann ja nie wissen, falls doch mal jemand à la Goethe nach "Mehr Licht!" verlangt. Licht ist das künstlerische Ausdrucksmittel seiner Wahl, seit Jahrzehnten bringt der 66 Jahre alte Künstler es in fantastische Formen, die man aus der Natur nicht kennt. Seine Lieblingsfarbe? "Weiß", was auch sonst, schließlich sind darin alle anderen Farben enthalten. Ab Ende März wird der gebürtige Londoner den Himmel über dem Hamburger Hafen als Wegweiser zur Thematik der Internationalen Bauausstellung (IBA) mit seinem Projekt "Crossing the Elbe" erhellen.

Die Karriere des Briten, der seit etlichen Jahren in New York lebt, begann Anfang der 70er; wenige Jahre später zog er sich für zwei Jahrzehnte aus dem Rampenlicht zurück, um Kunstbücher zu produzieren und abzuwarten, bis die Zeit wieder reif war für seine Licht- und Schatten-Spiele. McCalls Frau ist Innenarchitektin, was gut zu seiner künstlerischen Tätigkeit passt, sein Sohn arbeitet in einer Anwaltskanzlei. Bei der Frage nach privaten Interessen jenseits der Licht-Kunst kommt McCall für einen Moment ins Grübeln, bis er zwei Antworten parat hat: Er mag Barock-Arien, wenn sie, himmelhoch jauchzend, von Countertenören gesungen werden, andererseits steht er auf Wagner-Opern. Und wer den Lichtvirtuosen richtig zum Grinsen bringen will, braucht dafür nur eine Smartphone-App, die das Geräusch des "Star Wars"-Laserschwerts imitiert.