Das britische Goth-Trio Esben And The Witch kommt mit düsterem und tiefgründigem Dream-Pop am 17. Februar nach Hamburg ins Knust.

Es ist genau zwei Jahre her, dass das britische Goth-Trio Esben And The Witch auf der Bühne des Molotow stand und einen dunkel brodelnden Lärm über die Zuschauer jagte: Markerschütternd, laut und verdammt intensiv war das Konzert, bis sich die angestaute Kraft auf einer mittig auf der Bühne positionierten Trommel im Wirbel entlud. Alle drei Bandmitglieder schlugen wild auf die tönenden Fälle - und nach 50 Minuten tauchte man aus dem Keller des Clubs zurück an die Oberfläche, um erst einmal einen tiefen Zug frische Luft einzuatmen, mit dem guten Gefühl, der Bedrohung gerade noch einmal entkommen zu sein. Die Kiefer wurden gelockert, verkrampfte Fäuste öffneten sich, und das Herz schlug wieder seinen normalen Rhythmus.

Von Witch-House war damals die Rede und von Nightmare-Pop. Musik also, die traumhafte Elemente hat, Musik, in deren Tiefe man sich verlieren kann. Doch dieser Dream-Pop ist dunkel gefärbt, er hat negative Vorzeichen. Eine Titelgeschichte des Magazins "Spex" widmete sich in dieser Zeit jungen Bands, die sich musikalisch dem Jenseits verschrieben: Salem und Mater Suspiria Vision hießen die neuen Protagonisten der Szene oder aber, schon im Mainstream angekommen, Zola Jesus und Austra. Esben And The Witchs erstes Album "Violet Cries" orientiert sich an der dunkleren Seite englischer Rockmusik der späten 70er- und frühen 80er-Jahre, am düsteren Klang von The Cure und Siouxsie And The Banshees oder dem mythisch aufgeladenen Sound von Dead Can Dance, der seine Intensität auch durch eine der World-Music entlehnten Percussion erhält. Dieses Trommeln hat in den lauteren Momenten bei Esben And The Witch etwas Martialisches, als befände man sich auf einer Galeere, die kurz vor dem Ufer des Feindes ihre Kriegswut steigert.

"Violet Cries" spielte mit gruseligen Gesten. "Die Songs bluten ineinander" beschrieb die Band ihren eigenen Sound. Im wirklich unheimlichen Video zur Single "Marching Song" sieht man im Close-Up die Gesichter der drei Bandmitglieder Thomas Fisher, Rachel Davies und Daniel Copeman. Mit der Eskalation der Musik weisen die drei rotierenden Köpfe immer stärkere Versehrtheit auf - Schnitte, Prellungen, Blut - ohne dass man erfährt, was eigentlich geschehen ist. Und genau darin liegt das Bedrohliche. Als hätten sie etwas Unaussprechliches erfahren, das man sich selbst vorstellen muss.

Mit der gerade erschienenen zweiten Platte der Band aus Brighton lichtet sich der Nebel etwas, als sei das Trio selbst aus einem Albtraum erwacht. Vielleicht war doch alles etwas viel: Das Blut, die Schreie im Wald, der Bandname aus einem dänischen Gruselmärchen, die Spinnenweben. "Wash The Sins, Not Only The Face" kommt auch ohne die direkte Horrorkeule aus und zeigt das Trio in seinem eigenen Klang gefestigt. Größer, umarmender, zugänglicher und doch nicht weniger intensiv.

Die Stimme von Rachel Davies steht nun im Vordergrund und klingt nicht mehr wie entfernter Sirenengesang, der sich durch lärmenden Wind in unsere Ohren kämpft, sondern hat mitunter etwas Wärmendes, wie eine Mischung aus The Cure zu Zeiten ihres fantastischen Albums "Pornography" und der bösen Schwester von Florence Welch (Florence And The Machine). In "Deathwaltz" etwa singt Davies, die sich für die Texte von Dichtern wie T.S. Elliot, Sylvia Plath oder Nabokov inspirieren ließ, von der Kraft zu handeln und das "Terrible Life", das schreckliche Leben zu überwinden: "I'll wash you away with all of my sins". Das Lied "Shimmering" versprüht eine hypnotische Ruhe, "Despair" hingegen ist das treibendste und lauteste Stück Musik, das Esben And The Witch bisher veröffentlichten. Auch beim Knust-Konzert am 17. Februar wird das Trio dunkelbrodelnden Lärm über die Zuschauer jagen. Aber dieses Mal wissen wir: Es ist alles nur ein Traum.

Esben And The Witch So 17.2., 20.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 15,- im Vorverkauf; www.esbenandthewitch.co.uk