Die junge britische Band Esben And The Witch wütete im Molotow mit bedrohlichen Tönen abseits der herkömmlichen Konzertnormen.

Hamburg. Es ist so verdammt intensiv: Das Publikum steht verdutzt da, die Augen geschlossen, die Handflächen schützend vor die Ohren gehalten - der Sound, den die neue Hype-Band Esben And The Witch im Molotow anbietet, ist markerschütternd: laut und schleichend, eine morbide Bass-Bedrohung, ein irres Rauschen und Tönen abseits der Konzertnorm.

Der Musikmarkt funktioniert eigentlich so: Eine junge englische Band bringt eine schmissige Hit-Single heraus, spielt in den angesagtesten Klubs, das Publikum tanzt euphorisch und zur Zugabe kommt sie dann, die mit Freude erwartete Hit-Single.

Bei Esben & The Witch, dem nach einem dänischen Märchen benannten Trio aus Brighton, sieht es anders aus: Zwar ist der auf dem hoch gelobten Debüt-Album "Violet Cries" vorgeführte Nightmare-Pop bei aller Dunkelheit eben doch Pop - gut strukturiert, packend, jedes Instrument wird von den Musikern auf den Punkt gespielt -, doch Vergleiche mit Goth-Bands und Größen wie Siouxsie & The Banshees, The Cure und auch The XX können nicht den Live-Sound der Band beschreiben. Auf der Bühne verabschiedet sich Esben & The Witch schnell von jeglicher Form der Zugänglichkeit.

Bis zum Anschlag sind die Verstärker aufgedreht. Thomas Fischers Bass beherrscht den Sound fordernde 50 Minuten lang durch sein unterschwelliges Brummen, als wäre die Anlage kaputt. Die Übergänge zwischen starken Liedern wie "Marching Song" und "Warpath" verwischen, alles wird eins im Gitarren-Feedback und Lärm, als gäbe es keine einzelnen Stücke, sondern nur eine schwer greifbare Stimmung, eine Atmosphäre wie in einem Horrorfilm der Marke "Blair Witch Project".

Die Stimme von Rachel Davies, deren verblüffende Ähnlichkeit mit der einfühlsamen Kraftstimme von Florence Welch (Florence & The Machine) durch einen verstörenden Hall-Effekt verwischt wird, macht Angst. Die junge Frau klingt, als laufe sie nachts durch einen Nebelwald, Geister, dunkel wie Rauch, verfolgen sie, als sie von weit her um Hilfe ruft. Doch die Schreie sind kein blankes Entsetzen, Rachel Davies findet die Schönheit in der Angst.

Die Spannung dieses Szenarios wird durch die Rhythmustruppe dramatisiert. Alle drei Musiker schmettern ihre Sticks ekstatisch auf eine Trommel am vorderen Bühnenrand, versuchen den Gefühlen Luft zu machen.

Kaum ein Mensch hat sich bewegt, ein paar haben das dicht gedrängte Molotow verlassen, um wieder atmen zu können. Wirklich, es ist so verdammt intensiv.