Der Verteilungsschlüssel der Kultur- und Tourismustaxe zeigt: Einige Institutionen und Projekte erhalten höhere Zuschüsse.

Hamburg. Der Vorgang an sich ist eine Seltenheit in der Hamburger Kulturlandschaft: Es gibt jenseits des regulären Etats mehr Geld von der Kulturbehörde. Richtiges Geld, nicht nur Versprechen oder warme Worte. Doch über das Ausmaß und die Verteilungsmodalitäten jenes Teils der Hamburger Kultur- und Tourismustaxe, der tatsächlich bei der Kultur landet und nicht im Sport oder bei Events, wurde heftig gestritten. Nun ist klar, welche Institutionen und Projekte von den 5,6 Millionen Euro profitieren, die der Kultur aus jenen Abgaben zugewiesen werden, die Touristen in diesem Jahr als obligatorischen Förderzuschuss auch für das kulturelle Angebot in der Stadt lassen.

2,5 Millionen Euro gehen in den Ausstellungsfonds - den es allerdings schon (mit einer halben Million Euro weniger) seit 2010 im Haushalt gab und der ansonsten wohl ausgelaufen wäre. 1,285 Millionen Euro werden in den Aufbau eines Musikstadt-Profils investiert. Größter Gewinner dabei ist das Reeperbahn Festival (200.000 Euro), das Elbjazz Festival, Dockville und die Echo-Jazz-Verleihung erhalten jeweils 100.000 Euro. Das Ensemble Resonanz kann sich über einen Zuschuss in Höhe von 120.000 Euro freuen, während 30.000 Euro für die geplante Komponistenmeile in der Peterstraße zu viel zum Sterben, aber zu wenig zum Realisieren sind. Auch 40.000 Euro als Vorlaufkosten für ein Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Jahr 2014 können nur ein gut gemeinter Auftakt sein.

Weitere 1,315 Millionen Euro werden der Belebung der "Lebendigen Festivallandschaft" gewidmet. Dort entleert sich das Füllhorn vor allem über den Lessingtagen (250.000 Euro), das Kurzfilmfestival erhält brutto 200.000 Euro, das Harbour Front Literaturfestival und das Cinefest sind mit jeweils 100.000 Euro dabei. Bei Filmfest und Kinderfilmfest sind 20.000 Euro wohl eher symbolisch. 60.000 Euro gehen ans Kinderkurzfilmfest Mo & Friese. Der Kunstverein Harburger Bahnhof ist der Kulturbehörde ebenso viel wert wie ein Lehmbau-Fest in der Großen Bergstraße, nämlich 50.000 Euro.

Wonach es bei der Aufteilung des Kuchens geht, bleibt sehr im Ungefähren: Man wolle kulturelle Vielfalt stärken und sich deswegen bemühen, viele Projekte der Freien Szene zu fördern, heißt es aus der Behörde. Außerdem solle das Geld jenen zugutekommen, die es bereits gibt "oder die zumindest konzeptionell schon vorliegen" und die "nicht oder nicht ausreichend" finanziert seien. So generell gesehen, trifft das praktisch auf alles und jeden zu.

Ebenfalls fraglich ist und bleibt, wieso manche Empfänger die vorgesehene Summe zusätzlich erhalten, während bei anderen - insbesondere kleineren Adressen wie die Avantgarde-Festivals "Blurred Edges", "Katarakt" und das Dokumentarfilmfestival - die Gabe teilweise mit bereits vorhandenen Subventionen gegengerechnet wird. Theoretisch erhält beispielsweise das Festival "Kinder Kinder" 100.000 Euro, praktisch sind es 50.000 Euro. Die neuen Einnahmen werden also auch dazu verwendet, den Kulturhaushalt um insgesamt 665.000 Euro zu entlasten. 100.000 Euro dieser Summe stocken wiederum die Fördermittel auf, mit denen die Behörde Projekte in den Sparten Sprech-, Kinder-, Jugend- und Musiktheater sowie Performance fördert.

Berlin hat seit Jahren den Hauptstadtkulturfonds, der seit 1999 vieles mit viel Geld ermöglicht: Allein 2013 sind es 4,6 Millionen Euro für 73 Projekte. Hamburg, so die Kulturbehörde unter Leitung der Ex-Berlinerin Barbara Kisseler, soll nun mit dem "Elbkulturfonds" nachziehen. Die letzten 500.000 Euro aus der Bettensteuer sind nun erstmals in diesen Fördertopf gewandert. Demnächst wird darüber beratschlagt, welche Jury nach welchen Kriterien wie viel Geld an wen vergibt. Eine neue Chance. Aber auch eine neue Arena für neue Verteilungskämpfe.