Ein Kommentar von Maike Schiller

Es ist, um das gleich klarzustellen, niemals gut oder gar (ein Lieblingswort der Politik) alternativlos, wenn ein Theater kein Geld mehr bekommt und in der Folge schließen muss. Es ist nicht gut, weil jeder Ort, an dem Kultur mit Herzblut gemacht und gelebt wird, zunächst einmal ein sinnstiftender Ort ist. Es ist also nicht gut - aber es kann im Einzelfall trotzdem richtig sein. Weil die Summe, die die Kulturbehörde zu verteilen hat, eine endliche ist und weil die Alternative wäre: nach dem Gießkannenprinzip allen ein bisschen zu geben und also allen (noch) ein bisschen weniger, wenn weniger da ist. Das wäre die zögerliche, mutlose Alternative, die am Ende keinem dient, den Kulturschaffenden nicht und dem Publikum auch nicht.

Dass es im Fall des Theaters N.N. und des Theaters in der Washingtonallee nun zwei lange existierende Off-Theater trifft, deren Betreiber in ihren Stadtteilen besonders engagiert waren, ist bitter. Dass die nun ohne eigene Spielstätte den künstlerischen Beruf aufgeben müssten, heißt es nicht. Zur Kehrseite gehört nämlich auch, dass andere freie Theater - das Monsun, der Lichthof - nun (ein bisschen) mehr Fördergelder erhalten. Wenn im Theater N.N., einem kleinen 40-Plätze-Haus, die Auslastung meist unter 50 Prozent lag, werden diese unter 20 Fans möglicherweise auch bereit sein, die Produktionen an anderen Orten zu besuchen.

Was nicht als Plädoyer für ausschließlich publikumsorientierte Förderung missverstanden werden soll. Es muss Werkstätten, Denkstätten, Labore geben, in denen ausprobiert werden kann, die Raum zum Scheitern bieten, in denen man sich an neuen Formen versucht, die nicht selten ihren Weg auch auf etabliertere Bühnen finden.

Aber, auch das ist Teil der nicht immer romantischen Wahrheit, nicht jedes freie Theater ist solch ein Ort.

Und es wäre nicht nur verzagt, sondern fahrlässig, aus reinem Reflex zu protestieren, wenn diese Einsicht einmal in einer Entscheidung mündet. Längerfristig kann das Gesamtbild von dieser Entscheidung profitieren.

Das heißt keineswegs, dass das Gesamtbild jetzt rosarot wäre, die Freie Szene müsste trotz der nun "geopferten" Theater eindeutig entschiedener gefördert werden. Vielleicht sogar: wegen dieser Streichungen. Auch das wäre konsequent.