Hamburgs Künstler fordern nach Berliner Vorbild mehr Wertschätzung ein

Hamburg. Der Andrang in der K2 auf Kampnagel war sogar größer als bei der Gründungsversammlung in Berlin. 200 freie Hamburger Kulturschaffende waren gekommen, um nach einem Berliner Erfolgsmodell eine Koalition der Freien zu gründen.

Gute Gründe gibt es genügend. Die Kreativen aus Theater, Kunst und Musik ringen mit bürokratischem Antragswesen und notorischer Selbstausbeutung, die ihrer Bedeutung für die Stadt in keiner Weise entsprechen. Aktuell entzündet sich das Bedürfnis, die Reihen zu schließen und mit einer Stimme zu sprechen, an der seit dem 1. Januar eingeführten Kultur- und Tourismustaxe. "So kann es hier nicht weitergehen", sagt Sören Fenner aus dem Vorstand des Dachverbandes Freier Theaterschaffender e. V. Nach derzeitigen Plänen erhielte die Freie Szene von den geschätzten elf Millionen Euro Gesamtsumme 500.000 aus dem "Elbkulturfonds". "Also so viel wie die Juniorenruderweltmeisterschaft und das Galoppderby zusammen. Das ist ein Zeichen gegen unsere Arbeit. Da müssen wir aufstehen", so Fenner. "Es fehlt eine Atmosphäre der Wertschätzung."

Tatsächlich werden nur rund 50 Prozent der Kultur und Tourismussteuer letztlich in die Kultur fließen, stattdessen erhalten Sportereignisse wie die Cyclassics und der Hamburg Marathon Gelder sowie keineswegs Not leidende Groß-Events, wie die Lead Awards. Aufschlussreich war in dem Zusammenhang, was Christophe Knoch, einer von zehn freiwilligen Sprechern der Koalition der Freien in Berlin, zu berichten hatte. Hier gelang es, ein geschlossen auftretendes Organ zu etablieren, in dem die Künste paritätisch vertreten sind. In unermüdlicher Lobby-Arbeit wirkt die Koalition der Freien seither auf die Politik ein.

Übereinstimmend sprachen sich Redner von Tina Heine (Elbjazz) bis zu Andreas Lübbers (Sprechwerk) dafür aus, sich unter einem Dach zusammenzuschließen, und Verteilungskämpfe beiseitezulegen für gemeinsam formulierte Ziele. Im Plenum konnten sich auch Angelika Landwehr vom Theater in der Washingtonallee und Dieter Seidel vom Theater N.N., die beide gerade ihre Förderung durch die Kulturbehörde von 24.000 beziehungsweise 30.000 Euro verloren haben, an etwas Solidarität wärmen. Ein vielversprechender Anfang ist gemacht. Jetzt gilt es, sich organisatorisch aufzustellen und klare Ziele zu entwickeln. Weitere Infos auf der in Kürze lancierten Website www.koalition-der-freien.org.