Nicht nur für Obama, sondern für alle Führungskräfte in Politik und Wirtschaft kann Lincoln ein Leitstern für erfolgreiche Führung in schwierigen Zeiten sein. Welche Eigenschaften und Strategien zeichneten Lincoln aus?

Absolute Integrität: Schon in den 1830er-Jahren erwarb sich Lincoln als Krämer, Anwalt und Parlamentarier in Illinois den Spitznamen "Honest Abe" (ehrlicher Abe). Kein Historiker hat bislang einen Makel auf seiner weißen Weste gefunden - und Lincoln gilt als derjenige, über den nach Jesus Christus am meisten geschrieben wurde.

Ein Präsident zum Anfassen: 75 Prozent seiner Arbeitszeit verbrachte Lincoln mit Zuhören, Fragen und Erklären. So oft es möglich war, verließ er sein Büro und sprach mit Ministern, Mitarbeitern, Soldaten, aber auch normalen Bürgern an deren Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld. Er war überzeugt, dass nicht Schriftstücke, sondern Menschen die wichtigste Quelle für zuverlässige Informationen seien.

Kompromissbereitschaft: Wenn es seinem Ziel diente, ging Lincoln Kompromisse ein. Dabei hatte er ein untrügliches Gespür für Stimmungen und das richtige Timing.

Konzentration auf das Wesentliche: "Nur einen Krieg zurzeit führen" lautete sein klares Bekenntnis, sich auf ein Thema zu fokussieren und sich nicht an mehreren Fronten zu verzetteln.

Andere motivieren: Lincoln war ein Meister darin, Menschen vom Sinn seiner Entscheidungen zu überzeugen und ihre Zustimmung zu gewinnen. Wenn die Arbeit getan sei, dann erkenne man einen guten Führer daran, dass die Leute überzeugt seien, sie hätten dies völlig selbstständig erledigt, sagte er.

Toleranz: Lincoln hatte die emotionale Fähigkeit, Vergangenes zu vergessen und nicht nachtragend zu sein. Für ihn zählte, was in Zukunft erreichbar war. Zugleich war seine Devise: "Fange nicht an, deinen Feinden etwas zu erklären; sie wollen nur Streit."

Rivalen zu Verbündeten machen: Seinen schärfsten Widersacher im Präsidentschaftsrennen, William H. Seward, machte Lincoln zum Außenminister. Nach einigen Machtproben wurde Seward zum loyalen Verbündeten und Berater. Ins Kabinett berief er auch andere ambitionierte Rivalen mit eigener Meinung. Er wollte die besten Leute, aber keine Jasager. "Er ist der Beste von uns", schrieb Seward.