Fliegende Bauten starten mit der Premiere vom Cirkus Cirkör ins neue Jahr. Noch mehr Zirkus, Shows und Musik folgen

Fliegende Bauten. An und über der roten Rundbühne wird am Donnerstagmittag noch gearbeitet. Doch David Eriksson, ein lockerer Schwede, ist guter Dinge. In seinen schwarzen Klamotten wirkt er auf den ersten Blick eher wie ein Roadie oder ein Techniker denn wie ein Artist. Doch heute Abend wird Eriksson sein Bühnenoutfit angelegt und seine schwarze Wollmütze abgelegt haben.

Dann kann er auf seiner Glatze auch mit schwarzen Saugglocken seine Späße treiben. Die in norddeutschen Gefilden als Pümpel geläufigen Haushaltsgeräte heißen auf Schwedisch "Sugpropp", erklärt er lächelnd. Eriksson repräsentiert ein Sechstel des Cirkus Cirkör. Die Gruppe steht seit 1995 für Zirkus der zeitgenössischen Art: artistisch, poetisch und skurril.

Mit seinen Kollegen hat Eriksson schon mal in Deutschland gespielt: Beim Münchner Tollwood-Festival mit einem Spektrum von Musik über Theater bis Artistik waren die drei Frauen und drei Männer 2010 einer der Publikumsrenner. Guido-Marc Gosch hatte sie dort gesehen, jetzt präsentiert der Chef der Fliegenden Bauten die Schweden erstmals mit deren neuem Programm "Wear It Like A Crown".

Die Deutschland-Premiere soll zugleich ein Neustart für das Hamburger Zelttheater sein, nachdem Gosch 2012 als deren Geschäftsführer für gleich zwei Theaterbetriebsgesellschaften der "Bauten" Insolvenz anmelden musste. Der Neuanfang soll mit einem Team von 35 Mitarbeitern, darunter nur noch drei altgediente, und einem leicht veränderten Programmschema gelingen. Es basiert auf drei Säulen: der Neue Zirkus in all seinen Formen, dazu Musik und Konzerte sowie Tanz und Entertainment.

"In diesem Jahr werden wir vier bis sechs neue Produktionen präsentieren", sagte Gosch. Sie gastieren jeweils vier bis sechs Wochen lang. Zum erstgenannten Genre zählen nach dem Cirkus Cirkör der international besetzte Cirque Buffon (19.2. bis 3.3.) des französischen Regisseurs Frédéric Zipperlin mit der Show "Solvo". Zur dritten Gattung gehört die Compania Flamenca Antonio Andrade, die vom 20. März bis 1. April neue Facetten des klassischen Flamenco entdeckt. Gosch bemüht sich weiter um Hamburger Musik-Acts: Der international gefeierte Vocal-Comedy-Percussion-Künstler Christian von Richthofen ("AutoAuto!") gab am Donnerstag nur eine kleine Kostprobe, feiert aber am 16. und 17. Februar mit seinem Projekt "Mechatronic Jazz" und Pianist Bruno Böhmer Camacho Deutschland-Premiere. Vom 13. bis 15.2. erzählt das Projekt "Lukulule", bestehend aus fast 50 Jugendlichen, mit Hip-Hop bis Jazz seine Geschichte. Die NDR-90,3-Reihe "Hamburg Sounds" hat sich in die Fabrik verabschiedet.

Gosch selbst sieht trotz seiner Fehler in der Vergangenheit auch ohne städtische Zuschüsse eine Zukunft bis 2014 für die Fliegenden Bauten. Er nannte zwar mehrere neue Partner, auch für Vertragsabschlüsse sowie Ticketing und Marketing, indes keine neuen Investoren. "Wir kalkulieren mit allen Produktionen vorsichtig mit einer Auslastung von 40 Prozent", sagte Gosch. Etwa 50.000 Besucher an 210 Spieltagen pro Jahr sollen die Fliegenden Bauten am Leben halten.

Die Herausforderungen des Lebens bewältigen und die Schwierigkeiten wie eine Krone tragen - das thematisiert auch der Cirkus Cirkör in "Wear It Like A Crown". Von heute an bewegen sich die Artisten jonglierend, turnend und messerwerfend auf der roten Drehbühne in einer Welt voller Illusionen und Dramatik. Die Musik kommt vom Album der Norwegerin Rebekka Karijord. "Der Titelsong der Show ist schon recht melancholisch", meint David Eriksson. "Aber das Ende ist offen."

"Wear It Like A Crown" Fliegende Bauten (U St. Pauli), bis 10.2., jew. 20.00, So 17.00 (außer Mo), Glacischaussee 4, Karten zu 29,90 (erm. 15,-) bis 49,90 unter T. 881 41 18 80; www.fliegende-bauten.de