Die Bestsellerautoren Volker Klüpfel und Michael Kobr kommen mit einer Weihnachtsshow ins St. Pauli Theater.
St. Pauli Theater. Es mag im Mai 1984 gewesen sein, als der groteske Humor Einzug hielt in den deutschen Kriminalroman. In jenem Monat nämlich erschien "Beule oder Wie man einen Tresor knackt" des Hamburger Autorenduos Norbert Klugmann und Peter Mathews in Rowohlts renommierter Thriller-Reihe. Eine anarchisch-komische Geschichte über einen klassischen Verlierertypen, die eine Reihe von Nachahmern auf den Plan rief. Wirklich Paroli bieten konnte Klugmann/Mathews keiner, nur vielleicht Gunter Gerlach, auch ein Hamburger, ein paar Jahre später.
Inzwischen verhält es sich mit der Komik im Krimi ein wenig anders. Der Regionalkrimi, eine Art mehr oder häufig weniger spannender Heimatroman mit hohem lokalen Erkennungswert, ist zum Platzhirsch im Genre avanciert und hat den Humor im ländlichen Idyll verortet. Die erfolgreichsten Autoren dieser eher schenkelklopfenden Fraktion sind Rita Falk, Jörg Maurer und - allen voran - Volker Klüpfel und Michael Kobr. Alles Autoren im Übrigen, die ihre Geschichten mitten ins schöne Allgäu platziert haben. Ob's die Bayern lustiger mögen als die Preußen, weiß man nicht, aber lachen tun's dann offenbar schon gern.
Klüpfel und Kobr nun sind die Abräumer, dank ihrer Erfindung, dem Kommissar Kluftinger. Da ist offenbar so eine Art Traum wahr geworden, den der knurrige Kommissar seinen Autoren beschert hat: Ihre Bücher zumindest sind so erfolgreich, dass die beiden ihre eigentlichen Brotjobs - der eine als Tageszeitungsredakteur, der andere als Lehrer - gar nicht mehr ausüben müssen. Das ist fast ein Weihnachtsgeschenk, und vielleicht haben Klüpfel und Kobr ja auch deshalb ihr neues Programm "Weihnachten mit Klufti & Co." genannt, mit dem sie heute im St. Pauli Theater auftreten.
Das ist nun so ein ganz spezielles Programm, mit dem die beiden süddeutschen Autoren da unterwegs sind. Crime trifft Comedy, so lässt sich beschreiben, was Klüpfel und Kobr machen, von einer Lesung jedenfalls ist das weit entfernt. Es ist eine humorige Show, die die Bestsellerautoren auf die Bühne bringen, eine mächtig gut gelaunte Selbstdarstellung in Sachen Komik, Krimilesung und Plätzchenbacken inklusive.
"All überall in den Kaufhausabteilen/sah ich schwitzende Männer verweilen,/mit Tüten, riesig groß und schwer,/sie müssen verweilen, sie können nicht mehr./Doch ihre Frauen, die rauen Gesell'n,/tun immer noch mehr ihnen Tüten hinstellen."
So beginnt sie, die fürwahr kritisch-komische, hin und an auch absurde Weihnachtsshow mit Klüpfel & Kobr, in der die beiden Entertainer-Autoren ein Adventsgesteck aus Nützlichem und Besinnlichem den Besuchern offerieren. Und es ist in der Tat eine höchst amüsante Show, die Lehrer und Redakteur ihren Zuhörern präsentieren, mit lautmalerischen Kuriositäten und Dialogen, in denen sich die Autoren die Stichwörter pointiert quasi zuwerfen, wenn man Wörter überhaupt jemals werfen kann. Ein höchst unterhaltsames Programm jedenfalls, das haben sie schon drauf, die ungemein erfolgreichen Klufti-Erzeuger.
"Und wie ich so streune durchs Allgäu, das schöne, Weihnachtsgeräusche ich überall vernehme ..." Ja, Gott, und irgendwann, da stirbt halt auch ein Mensch, Klüpfel und Kobr sind schließlich Krimiautoren, oder?
Der Humor lebt noch immer im deutschen Kriminalroman, irgendwie jedenfalls, vorrangig in der bayerischen Spielart und da allerdings ungemein erfolgreich. Schaun mer mal, in welche Region es demnächst gehen wird.
"Weihnachten mit Klufti & Co." heute, 20.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 27,70 unter T. 47 11 06 66