Unternehmer George Economou gab 250.000 Euro für Einrichtung. Museumschef Hubertus Gaßner über eine Frage der Moral.

Hamburg. "Das neue Café George Economou befindet sich gleich am Haupteingang in der Rotunde der Hamburger Kunsthalle. Namensgeber für das Café ist George Economou, ein griechischer Reeder und Kunstsammler. Die Möblierung des Cafés stammt von dem berühmten französischen Designer Philippe Starck, der die dreibeinigen Stühle für das legendäre Pariser Café Costes entworfen hat", steht auf der Homepage der Hamburger Kunsthalle. George Economou gilt als einer der reichsten Geschäftsleute Griechenlands, er besitzt die viertgrößte griechische Reederei, kauft seit 2006 Kunst und verfügt über eine bedeutende Sammlung. Im Kunsthallen-Café ist sein Namenszug zu sehen, gestaltet von dem Hamburger Künstler Rupprecht Matthies. Wir fragten Kunsthallendirektor Hubertus Gaßner nach der Verbindung zu Economou.

Hamburger Abendblatt: Warum trägt das neue Kunsthallen-Café ausgerechnet den Namen eines griechischen Reeders?

Hubertus Gaßner: Das hat eine Vorgeschichte, die noch ins Jahr 2009 zurückreicht, als noch niemand von einer Griechenland-Krise gesprochen hat. Damals erhielten wir das verlockende Angebot, die komplette Druckgrafik von Otto Dix als zehnjährige Dauerleihgabe aus dem Besitz von George Economou zu übernehmen. Wir hätten außerdem 100.000 Euro für die wissenschaftliche Arbeit, einen Katalog und eine Ausstellung erhalten. Und weitere 100.000 Euro, um Kunst für das Kupferstichkabinett zu kaufen.

Und dafür sollte ein Café seinen Namen tragen?

Gaßner: Nein, überhaupt nicht. Wir waren schon sehr weit mit den Vereinbarungen, dann wurden aber im Hinblick auf die Dauerleihgabe noch Forderungen an uns gestellt, die ich als Museumsdirektor nicht erfüllen konnte. Daraufhin kam die Vereinbarung dann doch nicht zustande. Die Dix-Sammlung befindet sich jetzt für zehn Jahre in der Grafischen Sammlung in München, unter rechtlichen Rahmenbedingungen, die ich nicht kenne.

Aber was hat George Economou dafür getan, dass das Café seinen Namen tragen darf?

Gaßner: Wir sind auch später im Gespräch geblieben. Da uns das Geld für die Neueinrichtung eines Cafés fehlte, habe ich ihn gefragt, ob er sich dafür engagieren würde. Daraufhin hat er uns 250.000 Euro zur Verfügung gestellt. Als Gegenleistung bleibt sein Namenszug insgesamt sieben Jahre lang bestehen. Jetzt sind es noch fünf Jahre. Anschließend wird der Name wieder entfernt. Dass Griechenland mal so zum Thema werden könnte, war damals gar nicht abzusehen.

Economou ist nicht nur Kunstsammler, sondern gehört auch zu jener kleinen Schicht steinreicher Griechen, die jetzt aufgrund ihres Verhaltens heftig in der Kritik stehen. Ist das für Sie ein Problem?

Gaßner: Das kann sich zum Problem entwickeln. Aber ich konnte die ökonomische Entwicklung in Griechenland nicht voraussehen, als ich 2009 den Vertrag mit ihm schloss. Außerdem ist George Economou ein in der Hamburger Geschäftswelt außerordentlich gut beleumundeter Mensch. Hier hat er als Kunstsammler und als Geschäftsmann einen sehr guten Ruf.

Ist es nicht merkwürdig, wenn sich ein griechischer Mäzen, während sein eigenes Land mitten in einer Krise steckt, ausgerechnet für ein deutsches Museum engagiert?

Gaßner: Das ist eine moralische Frage. Natürlich kann man darüber nachdenken, warum er nicht ein Museumscafé in Athen, sondern in Hamburg finanziert. Beantworten kann ich das aber nicht.

Was verbindet Economou mit deutscher Kunst?

Gaßner: Er liebt sie. Zwei Drittel seiner Sammlung sind deutscher Spätexpressionismus und Neue Sachlichkeit. Ich habe ihn gefragt, warum er deutsche Kunst sammelt. Antwort: "Das gefällt mir." So einfach ist das.

Café George Economou in der Rotunde der Hamburger Kunsthalle, geöffnet Di-So 10.00-18.00, Do 10.00-21.00, T. 040/428 54 26 11; www.hamburger-kunsthalle.de