Die Band, 7. und letzter Teil der Abendblatt-Serie: Das junge Hamburger Quartett Tonbandgerät spielte sein erstes großes Solokonzert.

Hamburg. Was lässt sich am besten zur Begrüßung sagen, wenn Hunderte von Menschen im ausverkauften Saal nur gekommen sind, um die eigene Musik zu hören? Wenn es die erste große Soloshow in der Heimatstadt ist? Wenn das erste Album endlich aufgenommen, die ersten Preise gewonnen sind? Wenn also auf einmal alle Wünsche wahr werden?

"Schönenschönenschönen guten Abend", ruft Ole Specht ins Knust hinein. Und der 23-Jährige schaut in all die Gesichter, als wolle er jeden Ausdruck einzeln abspeichern. Als Batterie im Herzen halten. "Für wen ist es das erste Tonbandgerät-Konzert?", fragt der Sänger. Viele Hände schnellen hoch. "Wow, wir haben uns echt vergrößert", stellt er erfreut fest.

Zu hübschen Störgeräuschen aus dem Off war Specht zuvor mit seiner Band auf die Bühne gelaufen. Als habe da einer im Radio den Sender gesucht. Für alle, die klugen, berührenden Pop mögen, war es genau die richtige Frequenz. Wie sehr sich das junge Hamburger Quartett weiterentwickelt hat, zeigen neue Songs wie "Fremde Städte". Eine Powerballade, in der Jakob Sudau am Schlagzeug, Isa Poppensieker am Bass und ihre Schwester Sophia an der Gitarre den Refrain als Sprechgesang einschieben, während Specht mehr verzweifelt schreit als singt, dass er seine Freunde verliert. Dabei klingen die Zwischentöne des Lebens selten so hoffnungsfroh wie bei Tonbandgerät. Sie klingen wie jene Momente, in denen das Bühnenlicht gedimmt ist, aber ein großes Papierboot an der Rampe weiter rot leuchtet. Musik, um den Unsicherheiten ein klein wenig besser standzuhalten. Ganz so, wie Specht es in "Landebahn" singt: "Denn was übermorgen sein wird, das weiß kein Mensch."

Und ganz nebenbei sucht die Band nach dem perfekten Popsong, dem sie mit "Irgendwie anders" schon sehr nahekommt. Ein treibender Beat, der die Seele zwingend springen lässt. Und die Jungen und die Älteren, sie hüpfen, klatschen und tanzen. "Wenn die noch so'n paar Dinger haben, dann spielen die nächstes Jahr auf dem Hurricane-Festival", analysiert einer.

Doch nicht nur Hits, auch Bandbreite ist eine Qualität der Band. Von Euphorie bis Intimität und zurück. Bei der letzten Zugabe, der Ballade "Ozean", singt die Menge mit und wird von Scheinwerfern angestrahlt. Die Band, sie leuchtet von ganz alleine.

Die ersten sechs Teile der großen Abendblatt-Serie "Die Band" können Sie online nachlesen unter: Abendblatt.de/tonbandgeraet