Wenn Christopher Bender, 33, Kirchenmusikdirektor an St. Johannis Harvestehude, am 22. Dezember den ersten Einsatz zum "Weihnachtsoratorium" von Bach gibt, dann wird er wieder genauso mitgerissen sein von der Musik wie die meisten in den Kirchenbänken: "Mit den ersten zwei Takten ist klar: Jetzt kann Weihnachten kommen! Das ist einfach großartig." Er müsse sich zwingen, den Klassiker unter den Weihnachtsmusiken nicht jedes Jahr aufzuführen, sagt der Musiker, der in Heidelberg studiert hat und eigentlich Pianist werden wollte. In St. Johannis folgte er vor bald fünf Jahren auf Claus Bantzer, mit dem er neben anderem auch die Neigung zur Filmmusik teilt.

An seinem Beruf preist Bender die "unerreichte Vielfältigkeit". Seine Leidenschaft für elektronische Musik - schon als Kind entdeckte er Jean-Michel Jarre und Kraftwerk im elterlichen Plattenschrank - lebt er sogar während des Gottesdienstes aus, jedenfalls alle paar Wochen. Dann kommen über Lautsprecher auch mal Laptop-Geräusche vom Meister auf der Orgelbank. Seit vor drei Monaten Sohn Jakob aus dem Ehepaar Bender eine Familie gemacht hat, haben Vaters Besuche in den einschlägigen Klubs mit Electro-Musik drastisch abgenommen. "Da geht's immer erst so spät los", seufzt er.