Der Grandseigneur der spanischen Avantgarde, der Komponist Luis de Pablo, ist auf Einladung des Instituto Cervantes zu Besuch in Hamburg.

Hamburg. Es gibt sie, die sprichwörtliche Einmannshow. Der Mann, der die Neue Musik nach Spanien gebracht hat, sitzt an einem trüben Novembertag auf einem Stuhl in einem Hamburger Hotelzimmer. Mag auch der Charakterkopf mit dem dichten, krausen Bart und den vielen Runzeln an einen Alm-Öhi erinnern, seine 82 Jahre nimmt man Luis de Pablo kaum ab. Geradezu federnd sitzt er da, die Augen funkeln, die Hände fliegen nur so im Gespräch.

Ein paar Stunden hat er noch, um aus seinem bunt gemischten Sprachenschatz, aus dem die Unterhaltung geflochten ist, das Englische herauszuziehen. De Pablo ist auf Einladung des Instituto Cervantes aus Madrid gekommen, um in ein Konzert mit Klavierwerken von ihm einzuführen.

Der Komponist hat sich schon in jenen Jahrzehnten für die musikalische Avantgarde eingesetzt, in denen Spanien im Würgegriff der Franco-Diktatur festklemmte. Er hat Gruppen und Konzertreihen gegründet und zahlreiche Werke seiner europäischen Kollegen aufgeführt, er kannte sie alle, Stockhausen, Boulez, Maderna. "Gefährlich? Nein, gefährlich war das nicht", sagt er und lacht ein wenig in sich hinein. "Die Musik hat Franco nicht interessiert, die konnte ihm doch nicht bedrohlich werden. Musik ist nicht politisch, außer Sie geben ihr einen Titel." Erst als während eines Festivals im baskischen Pamplona die Terrorgruppe ETA zuschlug, geriet de Pablo unter den Verdacht zu großer Nähe zur Linken. Bis zu Francos Tod 1975 blieb er im Exil.

Geschrieben hat er immer; seine feine Handschrift in seinem Notizbuch zu sehen, ist ein kalligrafischer Genuss. Keine zeitgenössische Musikrichtung, die er nicht ausprobiert hätte. Diese enorme stilistische Bandbreite kann der Klavierabend in den Institutsräumen natürlich nicht abbilden. Doch der junge Pianist Francisco Escoda, ein Spezialist für Neue Musik, führt souverän durch de Pablos splitternde Klangwelten. Anklänge an Bach, Schubert, Debussy sind dabei, doch nie verleugnet die Musik, was sie will: in die Zukunft schauen. Die überaus produktive junge Szene Spaniens trägt seine Botschaft längst weiter.