Der packende Drogenthriller “Miss Bala“ beruht auf wahren Begebenheiten - und ist besser als der direkte Mitbewerber „Savages”.

In der vergangenen Woche war es Oliver Stone, der in "Savages" mexikanische Drogenkartelle und ihre alles andere als zimperlichen Methoden im Umgang mit potenziellen Feinden auf die deutschen Kinoleinwände brachte; jetzt folgt ihm mit "Miss Bala" eine mexikanische Produktion, die in diesem Jahr für den Oscar in der Kategorie "bester fremdsprachiger Film" eingereicht war. In der Tat: Im Vergleich der beiden Filme ist dieser hier der eindeutig bessere.

Wie viele andere junge Leute träumt Laura (Stephanie Sigman) davon, den bedrückenden Verhältnissen zu entkommen. Was ihr als Ausweg erscheint, ist heutzutage dank entsprechender Casting-Shows im Fernsehen, weit verbreitet: eine Karriere als Model. Die soll über den Titel einer Schönheitskönigin führen. Die "Miss Baja California" will Laura werden.

Stattdessen wird aus der "Miss Baja" eine "Miss Bala" (der mexikanische Ausdruck für (Gewehr-)Kugel), als Laura am Abend vor dem Wettbewerb mit ihrer Freundin einen Nachtclub besucht. Der wird von Vermummten überfallen, die scheinbar wahllos Gäste erschießen: Laura kommt nicht nur mit dem Leben davon, sie wird als Augenzeugin nicht einmal von den Gangstern verschleppt. Das kommt erst am nächsten Tag, ausgerechnet nachdem sie sich einem Polizisten anvertraute. Sie bleibt am Leben, weil sie so wertvoller sein kann, erkennt der Bandenchef, der in Laura den Willen zum Überleben und eine damit verbundene Härte wahrnimmt. Zunächst benutzt man ihren schlanken Körper, um daran Geld zu verstecken, später hat man noch weit Gefährlicheres mit ihr vor.

Der Film, der dieses Geschehen aus der Perspektive Lauras schildert, beleuchtet die enge Verzahnung von Angehörigen der Polizei und dem organisierten Verbrechen in ganz lakonischen Bildfolgen. Zudem zeigt er die Absurditäten, die sich für Laura ergeben, als sie gezwungen ist, zwischen den Fronten zu lavieren, manchmal an das große Geld denkt, manchmal daran, das moralisch Richtige zu tun - und am Ende nur noch das nackte Überleben im Sinn hat. Soll sie wirklich einen General vor dem auf ihn wartenden Killerkommando warnen, wenn dieser ihr doch genauso an die Wäsche will wie andere Männer zuvor?

Spätestens wenn im Nachspann an die 35 000 Ermordeten erinnert wird, die in Mexiko infolge der Drogenkrieges in den vergangenen fünf Jahren zu beklagen waren, wird klar, wie wenig fiktiv dieser Film ist.

Bewertung: empfehlenswert

"Miss Bala" Mexiko 2011, 114 Min., ab 16 Jahren, R: Gerado Naranjo, D: Stephanie Sigman, Juan Carlos Galvan, Noé Hernandez, Irene Azuela, täglich im Blankeneser; www.fox.de