Karl Dall bringt den „Opa” des isländischen Autors Bjarni Haukur Thorsson anrührend und komisch über die Bühne des Schmidt-Theaters.

Hamburg. Zum großen Charakterdarsteller reicht es nicht, aber das hatte auch niemand von Karl Dall erwartet. Weder der isländische Autor von „Der Opa", Bjarni Haukur Thorsson, der extra zur Premiere aus Reykjavík angereist war, noch das Publikum im Schmidt-Theater und am wenigsten der Humorist selbst, der sich ja zum ersten Mal in seinem Bühnenleben mit einem auswendig gelernten Text unter Druck setzte. Ein kleiner Haspler hier, ein winziger Versprecher da, aber alte Leute dürfen das, und überhaupt passt zwischen Stück und Protagonisten keine Inkontinenzwindel.

Denn Karl Dall bringt den greinenden, sinnierenden, schimpfenden und witzelnden „Opa" trotz spürbar hohen Lampenfiebers glaubhaft, anrührend und komisch über die Bühne: was „Der Opa" eben sein soll. Auch wenn das Ein-Mann-Stück sich keineswegs nur um Viagra, Prostatauntersuchung und andere Standardprobleme dreht, sondern eben auch menschliche Tragiken beleuchtet - eine überlange Ehe, das schwierige Verhältnis zu Kindern und Enkelkindern und natürlich die größte Gemeinheit des Lebens: das Ende.

Vor allem, wenn Dall sich auf einer der zahlreichen „Improvisationsinseln", die ihm Regisseur Corny Littmann in die sparsame Inszenierung eingebaut hatte, ausruhen, nein austoben durfte, dann drehte er mächtig auf, dann mutierte so manch leiser Witz zum Brüller. Inzwischen hat Opa Dall sich eingespielt, sodass das Timing jetzt noch besser klappt als beim verflixten ersten Mal. Doch schon dafür durfte Karl Dall sich minutenlangen Applaus abholen - und rote Rosen vom entzückten weiblichen Publikum dazu. Da macht das Altern Freude.

„Der Opa" Schmidt-Theater, noch bis 20.10.

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