Arnold Schwarzenegger ist der Star zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse. Themen der Branche sind E-Book und das Gastland Neuseeland.

Frankfurt am Main. Um 12.30 Uhr ist im unteren Teil der Halle 3 auf der Frankfurter Buchmesse kein Durchkommen mehr. Hier, am Stand des Hamburger Verlages Hoffmann und Campe, soll irgendwann am frühen Nachmittag Arnold Schwarzenegger aufschlagen, um sein Buch zu signieren. Doch Arnie, am Vormittag gerade aus Kalifornien nach Frankfurt eingeflogen, macht sich erst mal im Hotel Frankfurter Hof frisch. Dort hatte sich ihm der Generaldirektor des Hotels vorgestellt, was Schwarzenegger nur die Antwort entlockt haben soll: "Wia a Generaldirektor siehst auch aus."

Hoffmann-und-Campe-Verlagschef Günther Berg, ein großer, schlanker Mann, neben dem der nur 1,75 Meter große Schwarzenegger, "der seit zehn Jahren nicht mehr pumpt" nicht groß, sondern nur sehr breit aussieht, findet den Ex-Gouverneur "einen guten Typ, mit dem die Zusammenarbeit sehr leicht war". Eine Buchpräsentation ist "ganz was Neues" für den Action-Star, der nicht genau weiß, was da auf ihn zukommt. Schließlich sagt er bei Filmpräsentationen stets nur "achtet auf die Action-Szenen" und lehnt sich dann lässig zurück. Seine Bodyguards, schon seit Sonntag in Frankfurt, regen sich darüber auf, dass hier alle nur "Arnie" statt "Govn'r Sworzeneggr" sagen, und zeigen sich ganz uncharmant als echte Gorillas. Sie hatten Verlagsmitarbeiterinnen in der Bar des Hotels aufgefordert, nicht die Erdnüsse aus der Schale zu nehmen, sondern diejenigen zu essen, die sie auf dem Boden verstreut hatten: "You can have those."

Arnold Schwarzenegger ist der Star des ersten Buchmessetages in Frankfurt, trotz der 3000 weiteren Veranstaltungen, die hier in nur fünf Tagen gleichzeitig stattfinden. Schwarzeneggers Autobiografie "Total Recall", die zeitgleich in zwölf Ländern erscheint, ist erst Ende Juni fertig geworden. Das für ihn darin wichtigste Kapitel 29, eine Liebeserklärung mit der Überschrift "The Secret", dreht sich ausschließlich darum, wie sehr er seine Frau Maria zurückhaben will, frei nach seinem Motto: "I'll be back." In den vergangenen Jahren habe er Fehler gemacht, sagt der 65-Jährige, doch er habe aus diesen Fehlern gelernt und den Dreck abgeschüttelt. Und kündigt an, ein neues Lebenskapitel aufschlagen zu wollen: "Nach Terminator und Gouvernator kommt jetzt Educator." Er werde als Professor an dem nach ihm benannten "Institute of State and Global Policy" der Universität von Südkalifornien arbeiten. "Ich bin immer noch hungrig."

Die Messe sucht sich ihre Stars, wie jedes Jahr, auch wenn diese nicht zur Literaturszene zählen. Die Branche, die derzeit unter sinkenden Verkaufszahlen leidet, braucht Zugpferde. Helge Malchow, Verlagschef von Kiepenheuer und Witsch, glaubt: "2012 ist der Durchbruch der E-Books. Sie machen zwar immer noch nur fünf Prozent des Umsatzes aus, ihr Anteil steigt aber rapide. Im kommenden Jahr werden sie wahrscheinlich zehn Prozent ausmachen." Weniger gekauft werden nun vor allem Taschenbücher. Zwar sind die Gewinn-Margen im elektronischen Buchbereich etwas geringer, dafür "entfallen Papier-, Druck-, und Lagerkosten".

Zu schaffen macht den Verlagen auch, dass es immer weniger Buchhandlungen gibt und dadurch der Kontakt zum Publikum fehlt. Dies beklagt vor allem Regina Kunz vom Salzburger Verlag Jung und Jung, der in diesem Jahr mit Ursula Krechels Roman "Landgericht" bereits zum zweiten Mal eine Gewinnerin des Deutschen Buchpreises vorweisen kann. Vor zwei Jahren hatte Melinda Nadj Anbonji schon mit "Tauben fliegen auf" den Deutschen Buchpreis entgegengenommen.

125 000 Stück sind davon verkauft worden. Ein Glück für den kleinen Verlag, dessen Bücher in der Regel eine Auflage von 2000 erreichen oder auch mal nur 800, "wenn es um Lyrik geht", wie die Jung-und-Jung-Mitarbeiterin sagt. Ihr Stand, der sich direkt neben der fünf Kojen umfassenden Großraumpräsentation des Verlages S. Fischer befindet, wirkt daneben wie eine Imbissbude. Publikum findet sich hier am Vormittag auch keines, vielleicht weil die Auflage von 22 000 des Krechel-Romans seit Dienstag vergriffen ist und erst kommenden Mittwoch die zweite Auflage lieferbar sein wird.

E-Books sind das Thema der Messe, für Bücher findet sich nun der Terminus "P-Books", was für Papier, Print oder Passé stehen könnte. Schade, denn in der Halle des diesjährigen Gastlandes Neuseeland sieht man, wunderschön aufgehängt wie an Bäumen, alle 83 der neu ins Deutsche übersetzten Bücher neuseeländischer Autoren. Wenn man die Halle betritt, in der es fast dunkel ist, wird man umschwirrt von Meeresrauschen und dem Zwitschern exotischer Vögel. Mitarbeiterinnen weisen jeden Gast darauf hin, bitte nicht ins Wasser zu fallen. Denn inmitten des Pavillons liegt eine Leseinsel, umgeben von schwarzem Wasser, auf die man über einen Steg gelangt. "While you were sleeping" heißt das Motto des Gastlandes, also "Während Sie schliefen", und es weist einmal mehr darauf hin, dass in Neuseeland das Leben tobt, während wir schlafen. Und umgekehrt.

In Frankfurt allerdings ist man hellwach mit den neuseeländischen Autoren, die freundlich, offen und herzlich Gespräche führen. Viele neuseeländische Autoren, denen nur ein einheimischer Markt von 4,3 Millionen Einwohnern zur Verfügung steht, erhoffen sich neue Leser. Auch die Maori, deren Geschichten erst seit 20 Jahren aufgeschrieben werden, da sie mündlich überliefert wurden. Es könnte klappen. Herzlicher als die Neuseeländer kam schon lange keiner mehr rüber. Oder, wie es der neuseeländische Autor Anthony McCarten sagt: "Ich liebe Frankfurt. Deutschland ist ein tolles Land für Literatur." Hoffen wir, dass es so bleibt.