Der Hamburger Kim Schwaner hat die Optik der Show überarbeitet. An diesem Sonnabend debütiert Markus Lanz bei der Abendshow.

Hamburg. Der Hamburger, der sich am Fernsehheiligtum der Deutschen zu schaffen machen darf, ist 42 Jahre alt und ziemlich lässig gekleidet. Er trägt zur Jeans einen zwischen dunkelgrau und schlammfarben oszillierenden Pullover und darunter ein ebensolches T-Shirt. Wer in der TV-Branche den Look seiner Show oder gar seines Senders etwas auffrischen will, kommt an ihm nicht vorbei. Und deshalb haben ihn die Damen und Herren des ZDF mit der optischen Renovierung von "Wetten, dass ..?" beauftragt.

Unser Mann, er heißt Kim Schwaner und sitzt mit seiner Firma Brand New im Medienzentrum am Rothenbaum, hatte bereits 2007 den optischen Auftritt der Show überarbeitet. Er kümmerte sich um den Vorspann, Einblendungen und solche immateriellen Sachen, die im Branchenjargon On Air Design genannt werden. An das "Wetten, dass ..?"-Logo ließen ihn die Mainzer damals nicht ran. Und so war es auch dieses Mal: Der Original-Schriftzug der Show, der schon in der Premierensendung vom 14. Februar 1981 Verwendung gefunden hatte, war tabu.

Diesmal kümmerten sich Schwaner und seine Mitarbeiter nicht um die Vorgaben: Dem alten Schriftzug, mit seinen abgerundeten, an die 70er-Jahre gemahnenden Buchstaben, verpassten sie ein paar ganz leichte Ecken und Kanten. "Diesen Neon-Röhren-Look wollten wir weghaben", sagt er. Seinen Auftraggebern gefiel das neue Logo so gut, dass sie es dann doch übernahmen.

Der Weg, der Schwaner auf den Olymp des deutschen On Air Designs führte, ist lang, aber keineswegs verworren. Er beginnt Ende der 80er-Jahre in den Redaktionsstuben der Verlagsgruppe Milchstraße, in denen sein Vater als Redakteur einer Kinozeitschrift arbeitet. In den Redaktionen stehen, für die damalige Zeit recht ungewöhnlich, Computer der Marke Apple. Offenbar gibt es nicht viele, die sich mit den Geräten auskennen, weshalb eines Tages Schwaner senior seinen technikbegeisterten Sohn mitbringt, der fortan die Computer wartet.

Von diesem Zeitpunkt an ist Schwaner junior für die Schule verloren, die er 1989 nach der zwölften Klasse abbricht. Er fängt beim damals einzigen Hamburger Apple-Händler Systematics an, wo einer der Kunden, der Werber Michael Wrage, auf ihn aufmerksam wird. Für seine neue Agentur sucht er einen Partner mit technischem Verständnis. Und so kommt es, dass Schwaner im zarten Alter von 19 Jahren bereits Mitinhaber einer Werbeagentur wird. Ihr Vorzeigekunde ist die Elektronik-Kette Schaulandt. Später wirbt die Agentur für Frank Ottos Okay Radio. Der Medienunternehmer findet Gefallen an Schwaner und wirbt ihn ab.

Ottos größtes Projekt in diesen Tagen ist der Musiksender Viva, der am 1. Dezember 1993 auf Sendung geht. Er wird das Gesellenstück des damals erst 23 Jahre alten Schwaner. Er ist für das On Air Design des kompletten TV-Kanals verantwortlich. Und nicht nur das: Er vertritt Otto auch schon mal in der Gesellschafterversammlung und gegenüber der Geschäftsführung. Auch am nächsten großen Projekt seines Chefs ist Schwaner beteiligt: Er kreiert das On Air Design von Hamburg 1, das 1995 auf Sendung geht.

1998 macht Schwaner sich selbstständig. Der erste große Auftrag kommt von RTL II, für das er das On Air Design von "Big Brother" entwirft. Danach kann er abermals die Optik eines neuen Senders gestalten: Das mittlerweile eingestellte NBC Giga, das Internet und Fernsehen verbinden will, vertraut voll und ganz Schwaner. "Das war einer unserer interessantesten Aufträge", findet er.

Mittlerweile sind auch die Öffentlich-Rechtlichen auf ihn aufmerksam geworden. "Den großen Partnerschaftstest" von Jörg Pilawa, der damals noch bei der ARD ist, darf er ebenso gestalten wie Johannes B. Kerners Talk im ZDF. Über den Kerner-Auftrag kommt 2007 der Kontakt zu "Wetten, dass ..?" zustande. Weitere Aufträge für die Galas von "Ein Herz für Kinder", die "Goldene Kamera" und den Deutschen Fernsehpreis schließen sich an. Besonders stolz ist Schwaner aber darauf, dass er das On Air Design des ambitionierten ZDF-Ablegers ZDFneo entwickeln durfte.

Wer so gut im Geschäft ist, darf sich auch schon mal etwas erlauben: Schwaners Entwurf für die grafischen Elemente, die eingeblendet werden, wenn Wetten bei "Wetten, dass ..?" daneben gehen, sieht vor, dass die Buchstaben des Schriftzugs der Show nicht wie bisher einfach nur herunterfallen. Sie zerbrechen nun auch. Ob das ZDF diesen Entwurf aber absegnet, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Ansonsten fällt auf, dass die Show künftig vor allem auf die Farben Schwarz, Weiß und Orange setzt. Von zu viel Bunt hält Schwaner nichts. Zum Abschied erzählt Schwaner noch von seinen zwölf Mitarbeitern. Sie seinen alle ziemlich jung, so wie er damals, als er mit dem On Air Design begann. "Viele von ihnen haben keinen Fernseher. Wenn sie fernsehen, dann über das Internet."

Und während er das sagt, klingt er fast so, als würde ihm das Sorgen machen.

"Wetten, dass ..?" Sa 20.15 Uhr, ZDF