Tänzer, Musiker, Kreative: 110 000 Euro gibt Kopenhagen, um mit Hamburg Kulturprojekte auszutauschen. Jeder kann sich bewerben.

Hamburg. Man staune, Kopenhagen hat eine Kulturbürgermeisterin. Sie heißt Pia Allerslev, besuchte gestern Hamburg und sprach über die kulturelle Kooperation zwischen der Hansestadt und der dänischen Hauptstadt. 110 000 Euro lässt es sich Kopenhagen kosten, dass etwa Musiker, Tänzer und junge Kreative aus beiden Städten zusammenkommen und Projekte und Ideen entwickeln.

"Ich habe mich vor zwei Jahren in Hamburg verliebt", sagt die junge Politikerin. Beste Voraussetzung, um die "Zusammenarbeitserklärung", die die Bürgermeister beider Städte im vergangenen Jahr unterschrieben haben, in die Tat umzusetzen.

"Wir geben das Geld für dänische Künstler, die nach Hamburg kommen, und für Hamburger Projekte, die nach Kopenhagen kommen", sagt sie. Und Ruth Bäßler, in der Kulturbehörde zuständig für internationalen Kulturaustausch, ergänzt: "Wer Ideen hat, die zu Kopenhagen passen, kann bei uns Zuschüsse beantragen." Die Dänen zahlen.

Hamburg schickt beispielsweise acht Künstler von der HipHop Academy zu Kopenhagens Danskapelet, damit die Tänzer gemeinsam ein Stück erarbeiten, das Ende November bei uns gezeigt wird. "In Hamburg gibt es eine starke Tanzszene", sagt Pia Allerslev, "wir haben tolle Tänzer. Wir erhoffen uns von der Verbindung beider neue Impulse. Sehen und lernen ist sehr wichtig für unsere Künstler." Auch die Museen Hamburgs und Kopenhagens könnten zusammenarbeiten, so Allerslev, "sie haben ähnliche Strukturen".

Hamburg ist attraktiv für Kopenhagener, sagt die Politikerin, "wir glauben, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, ähnlich sind. Für Kopenhagener ist es reizvoll, die Stadt genauer kennenzulernen." Kulturförderung, so sagt die Politikerin, sei immer auch Touristenförderung. Das Geld, das man in Kultur investiert, kommt um ein Vielfaches vermehrt in den Kreislauf zurück. Eine Tatsache, die man auch hierzulande kennen sollte, aber fast nie umsetzt. "Einer der Gründe dafür, dass wir dieses Geld ausgeben, ist auch die Hoffnung, dass wir mehr Hamburger Touristen nach Kopenhagen bekommen", weiß Pia Allerslev. "Wir investieren in junge Künstler", sagt sie "und bekommen auf Umwegen Geld zurück."

Am meisten verspricht man sich von den lebendigen Musikszenen beider Städte. Zum Kopenhagener "Distortion-Festival" könnten sich Hamburger Künstler anmelden, zum Elbjazz-Festival würden Kopenhagener Musiker kommen und junge Musiker würden hier unterrichtet werden. Wer Karten für eines dieser Festivals kauft, sollte verbilligte Bahnkarten und ermäßigte Konzertkarten bekommen, sagt sie. "Für Hamburger Musiker, die beim Copenhagen Jazz Festival spielen können, ist das eine Riesen-Chance", ergänzt Thomas Littmann aus der Senatskanzlei. "Das ist eines der bedeutendsten Jazz-Festivals der Welt. So etwas haben wir nicht. Uns wird durch diese Kooperation viel geboten. Durch diese Kontakte können Hamburger Bands dort auftreten. Umgekehrt ist der deutsche Markt für dänische Bands sehr attraktiv. Wir wollen gemeinsam an einer Kulturszene arbeiten."

Das Schöne ist, so der gemeinsame Befund der Deutschen und Dänen, dass man nicht einer Institution Geld gibt und sagt: So, nun macht mal, sondern dass Projekte gefördert werden, die speziell auf die deutsch-dänische Kultur zugeschnitten sind. "Jeder, der eine Idee zu diesem Kulturaustausch hat, kann sich um Fördergeld bewerben", heißt es aus der Kulturbehörde. Ein selten geäußerter Wunsch.