Kultursenatorin Kisseler stellte die Opern-Doppelspitze vor

Hamburg. Weihnachten kam in diesem Jahr drei Monate vor der Zeit für die Hamburgische Staatsoper und das Philharmonische Staatsorchester: Im Bürgermeistersaal des Rathauses präsentierte eine sichtlich stolze Kultursenatorin Barbara Kisseler gestern nicht nur den neuen Generalmusikdirektor Kent Nagano (derzeit Staatsoper München) und den neuen Intendanten Georges Delnon (derzeit Theater Basel). Kisseler versprach außerdem, dass die Staatsoper zu deren Dienstbeginn 2015 unbelastet von Defiziten durch Tarifkostensteigerungen sein wird: "Ihre erste Amtshandlung wird nicht die Verkündung von Sparbeschlüssen sein müssen." Was der Stadt für die neue Intendantin Karin Beier am Schauspielhaus recht war, wird für die Doppelspitze Nagano & Delnon an der Dammtorstraße also nicht ganz billig, dafür aber geklärt sein. Auch die Vertragsverlängerung von Thalia-Intendant Joachim Lux vor einigen Wochen wurde mit solchen Ausgleichs-Zusagen erkauft.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Stadt Hamburg sehr, sehr auf Sie freut", sagte Kisseler zu den beiden Neuen. Nagano, zwischen zwei Konzertterminen in München zum Treffen mit dem Staatsopern-Aufsichtsrat und zur Unterzeichnung der Fünf-Jahres-Verträge eingeflogen, bedankte sich für die Vorschusslorbeeren und sinnierte über seine Zusammenarbeit mit den Philharmonikern: "Mit diesem Orchester ist alles möglich."

Nagano ist derzeit Generalmusikdirektor an der Münchner Oper (er gibt dieses Amt 2013 nach zermürbenden Streitigkeiten mit dem dortigen Intendanten Nikolaus Bachler auf), Chefdirigent in Montreal und Erster Gastdirigent in Göteborg. Sein guter internationaler Ruf basiert vor allem auf seinen Stärken als Konzertdirigent. Insbesondere in seiner Zeit beim Deutschen Symphonie Orchester (DSO) Berlin, von 2000 bis 2006, hat er programmatisch Großartiges geleistet, indem er Altes und Modernes, Gängiges und Unbekanntes so beziehungs- wie lehrreich kombinierte. Ein wichtiger Auslöser für das Ja zu Hamburg dürfte gewesen sein, dass Nagano bald ein bekanntes Opernhaus im Portfolio fehlt. Für den Marktwert und das Selbstwertgefühl ist diese Prestigelücke nicht gut. Und nicht zuletzt ist die Aussicht auf Chef-Dirigate in der Elbphilharmonie eine der verlockendsten Perspektiven, die die Klassik-Welt derzeit zu bieten hat.

Delnon ist seit 2006 Theaterchef in Basel und seit 2009 Künstlerischer Leiter des Musiktheaters der Schwetzinger Festspiele. Unter seiner Leitung wurde das Theater Basel 2009 und 2010 von der Fachzeitschrift "Opernwelt" zum "Opernhaus des Jahres" gekürt.

Unisono waren die Lobeshymnen der Opposition für diese Personalien, die monatelang in der Gerüchteküche garten: "Ich begrüße die Entscheidung und freue mich schon jetzt auf die musikalischen Impulse für unsere Stadt", sagte CDU-Kulturexperte Dietrich Wersich. Auch die Grünen sprachen von einer "exzellenten Wahl". "Mit Delnon und Nagano verbindet sich internationales Renommee mit dem Mut zu neuen Wegen, auch im zeitgenössischen Repertoire", sagte die kulturpolitische Sprecherin Christa Goetsch.

Mit welchen programmatischen Akzenten der Amerikaner und der Schweizer in drei Jahren die Nachfolge von Simone Young antreten werden, ist derzeit noch unklar. "Wir wollen, dass die Summe mehr ist, als was wir einzeln beitragen können", so Delnon. Wichtige Punkte seien für ihn Qualität, Innovation, gesellschaftliche Relevanz und Vermittlung. Zu den nun anstehenden Konzeptgesprächen mit Nagano kündigte Delnon an: "Wir machen das so gemeinsam wie möglich."