Raketen, Planeten und Roboter: Der Kunstverein widmet der Österreicherin Kiki Kogelnik eine sehenswerte Ausstellung.

Hamburg. Auf ihren Bildern starten Raketen, ferne Planeten schweben am Bildrand herein, Roboter treten auf, aber auch sorgfältig ausgemalte Frauenkörper - ohne Kopf - und allerlei Rock-Objekte, Gerippe, Totenköpfe tummeln sich hier. Kiki Kogelniks Kunst ist auf den ersten Blick tief in der Pop-Art der 1960er-Jahren verortet. Weltraumbegeisterung, die Mondlandung 1969, Fortschrittsglaube und -kritik, Gender-Diskussionen, all das findet sich genauso in ihrer meist großformatigen Malerei wie die politisch strittigen Konflikte der Zeit, Wettrüsten und Schweinebucht-Debakel, über das sie etwa in "Heavy Clouds Over The Cuba Crisis" (1963) ihr Unbehagen äußert.

Ihre eingesetzte Materialvielfalt ist auch ein Zeichen dafür, dass für Kogelnik der Begriff Kunst immer von künstlich kam. Sie verwendet neben Farben auch Vinylfolien und Metalle. 2010 entdeckte Kunstvereins-Chef Florian Waldvogel in der Wiener Gruppenschau "Power Up" selten gezeigte Positionen feministischer Kunst. Und widmete diesen Künstlerinnen eine ganze Reihe.

Die Einzelausstellung zu Evelyne Axell (1935-1972) setzte den Anfang, jetzt folgt die Soloschau "I Have Seen The Future" mit Gemälden und Zeichnungen von Kiki Kogelnik (1935-1997), die bis Ende des Jahres zu sehen ist. Die Österreicherin blieb jenseits ihrer Heimat weitgehend eine Unbekannte. Mit 90 Arbeiten der "Pop Related Works" konzentriert sich die Schau auf ihr Frühwerk aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Der Oberflächencharakter spiegelt sich auch in der Präsentation. Alle Arbeiten werden auf Spiegelfolie gezeigt, was dem ganzen Raum einen Hauch von Science-Fiction verleiht.

Als Künstlerin machte sie auch sich selbst zum Gegenstand ihrer Kunst. Das Weibliche ist als Frauenkörper präsent, für den sie die Silhouette von Freundinnen auf Packpapier bannte. Gleich einer Signatur taucht in ihren Bildern immer wieder eine Hand mit einer Uhr auf. Auf manchen Gemälden ist die Frauensilhouette in zwei Hälften zersägt - Ausdruck von Kogelniks künstlerischer Zerrissenheit. In "Woman's Lib" hat sie sich in breitbeiniger Macker-Haltung mit einer Schere abgebildet. Kogelnik blickte kritisch in die Zukunft. Und manches an ihrer noch immer frisch anmutenden Malerei ist wohl heute als seherisch zu bezeichnen, anderes, wie etwa den Kalten Krieg und das Wettrüsten hat die Geschichte längst überholt.

Kogelnik, in Graz geboren, ging nach dem Studium in Wien nach Kalifornien und New York. Hier tauchte sie in die Kunstszene um Andy Warhol ein. Vielfach finden sich in ihren Arbeiten von Zeitgenossen inspirierte Ausdrucksformen. So hat sie von Roy Lichtenstein das "Benday"-Verfahren übernommen, eine Technik, in der Rasterpunkte durch sich überschneidende Farbkreise entstehen. Später hat sie die Technik der "Cut-outs" weiterentwickelt. In "Hangings" hat sie Körperumrisse auf farbige Vinylfolie übertragen und skelettartige Hüllen über Kleiderbügel gehängt: Bildnis der Demontage des menschlichen Körpers. Kiki Kogelnik ist eine wichtige Künstlerfigur, die es wiederzuentdecken lohnt.

Kiki Kogelnik: I Have Seen the Future bis 30.12., Di-So 12.00-18.00; www.kunstverein.de