Marius Müller-Westernhagen spielt am 25. September in der Hamburger O2 World seine Interpretation von “Hottentottenmusik“

Selbst wenn man nicht wirklich etwas mit Marius Müller-Westernhagen und seiner Musik anfangen kann, muss man ihm eins zugestehen: Konzerte kann er, das Holpern beim 2005er-Rücktritt vom Live-Rücktritt 1999 mal außen vor gelassen. Damals musste er einsehen, dass das Publikum nun mal das ganze steinalte Gedöns hören will, sich lautstark fragen will: "Was hat der alte Mann dir denn getan?". Und dass es bockig wird, wenn Westernhagen darauf besteht, überwiegend neuere Songs zu spielen.

Aber seitdem ist eine Menge "Johnny Walker" die Kehlen hinabgeflossen, Star und Fans haben sich weitestgehend versöhnt. Der eine darf auch mal was anderes machen, als immer nur die ollen Kamellen hervorzukramen, ohne dass es postwendend im Pfeifkonzert untergeht. Die anderen bekommen ihre Portion Klassiker. Auch, wenn sie nicht immer so klingen wie gewohnt.

Denn Westernhagen hat mit der "Williamsburg"-Platte von 2009 angefangen, sich ein Stück weit neu zu erfinden. Oder vielmehr zurückzufinden zu seiner eigenen musikalischen Sozialisation. "Hottentottenmusik" heißen Tour und 2011 erschienenes Live-Album. Eine Reminiszenz an die abwertende Bezeichnung für amerikanische Musik, für Rock'n'Roll, Blues, Soul und überhaupt alles, was im Nachkriegsdeutschland, in dem der mittlerweile 63-Jährige aufgewachsen ist, gefährlich fremd erschien.

Und so wird aus "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" der "Pfefferminzblues", der erdig aus den Boxen tönt - anders, von Hardcore-Fans nicht unbedingt geliebt, aber musikalisch eigentlich deutlich spannender als das Original. Und für die, die am liebsten tongenaue Wiedergaben der Album-Versionen mögen, hat Westernhagen ja auch noch "Sexy" und "Freiheit" im Programm. Diesen anscheinend völlig unkaputtbaren Überhits hört man die musikalische Frischzellenkur mit neuer Band und anderem Arrangement längst nicht so stark an wie dem Pfefferminz-Prinzen.

Der Spagat zwischen dem, was man sich als Künstler vorstellt, und dem, was die Fans verlangen, ist nicht immer ganz einfach. Aber er ist machbar. Zumindest wenn man "Hottentottenmusik" spielt.

Westernhagen Di 25.9., 20.00, O2 World (S Stellingen/Shuttlebus), Sylvesterallee 10, Karten ab 56,- im Vorverkauf; www.westernhagen.de