Rosamunde Pilchers “Die Muschelsucher“ am Altonaer Theater: Regisseur Harald Weiler inszeniert betulich, statt zu ironisieren.

Hamburg. Die Bühne ist mit Blumen großflächig zutapeziert. Meeresrauschen. Möwengeschrei. Die Rosamunde-Pilcherisierung hat schon länger das Fernsehen erfasst, jetzt auch das Altonaer Theater. Schon lange setzt man hier auf Romanstoffe, ein Bestseller wie "Die Muschelsucher" (1987) der britischen Erfolgsautorin Rosamunde Pilcher kommt da gerade recht. Millionen von zumeist weiblichen Lesern können nicht irren.

Regisseur Harald Weiler hätte die Stückfassung von Terence Brady und Charlotte Bingham ironisieren, zuspitzen können. Offenbar wollte er aber die Fernsehgewohnheiten seiner Zuschauer nicht strapazieren. Und so baut sich das Familientableau um die Patronin Penelope Keeling, von Doris Kunstmann mit sonorer Grandezza gespielt, langsam auf. Ihre drei Kinder drängen sie, ein hübsches Erbschaftssümmchen witternd, zum Verkauf des großväterlichen Gemäldes "Die Muschelsucher". Doch die alte Dame bleibt auch nach einem Herzinfarkt stur.

Natürlich sind die Figuren stereotyp gezeichnet. Es gibt die zickige Medienkarrieristin Olivia (Elena Meißner), die bärbeißig sich gebärdende Nancy (Sybille J. Schedwill), den missratenen, geldgeilen Sohn Noel (Andreas Furcht). Frei nach dem Motto "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich", kommen Verletzungen auf den Tisch, während sich mit der Zeit in der Bühnenecke duftende Blumensträuße türmen. Familie, Erbschaftsstreit, Lebenslügen, Sehnsucht nach Romantik - Themen, die jeden Menschen betreffen, und ganz offenbar das Geheimnis, weshalb dieser Pilcher-Stoff so gut funktioniert. Happy End inklusive. Ein Gärtner und eine Vollwaise sowie ein aufrichtiger Anwalt, jovial gespielt von Hans-Jörg Frey, sorgen bei allem Abgezocke für Lichtblicke der Freundschaft im Leben der alten Lady.

Die Darsteller schlagen sich wacker. Die Dialoge à la "Ein Teil von mir geht immer mit dir" würden jeden Schlagerfan verzücken. Oder, ganz süßlich: "Ich kann verstehen, warum du hier so glücklich warst." Ein wenig behäbig und biedermeierlich dominiert das Private das große Ganze. Vergleichbar einem Spaziergang in Cornwall. Er tut nicht weh. Aber manchmal bräuchte es eine frische Brise.

"Die Muschelsucher" bis 27.10., 20.00, Mi 19.00, Altonaer Theater, Museumstr. 17, Karten unter T. 29 90 58 70; www.altonaer-theater.de