Die Bühnen-Version des Kultbuchs “High Fidelity“ weiß in Altona zu gefallen. Weitere Aufführungen des Stücks finden vom 10. bis 12. August statt.

Hamburg. Das Bühnenbild signalisiert Pop. Im Hintergrund berühmte Plattencover von "Sgt. Pepper" bis zu "Nevermind", vorn ein Zebrastreifen, der auf das Beatles-Album "Abbey Road" anspielt, eine der Lieblingsplatten von Rob (Siegmar Tonk). Doch der rattert zu Beginn nicht die Liste seiner zehn Lieblingsalben runter, sondern schwadroniert über die Liebe und darüber, dass Laura (Katharina Vogel) ihn verlassen hat. In der Liste von Robs fünf schmerzlichsten Trennungen taucht sie jedoch später nicht auf - aus verletzter Eitelkeit, denn Rob, der sympathische Loser und Besitzer eines Schallplattenladens, liebt die junge Frau immer noch. Die jedoch hatte von seinen Marotten die Faxen dicke und findet Unterschlupf bei Ian, einem rastamähnigen Esoteriker (Tobias Kilian).

"High Fidelity" ist ein Stück sowohl über die Schwierigkeiten der Liebe als auch über Popmusik und den richtigen Geschmack. Rob und seine Freunde Barry (Holger Dexne) und Dick (Ben Knop) sind die Chefs dieser Geschmackspolizei, die The Clash lieben, aber Bryan Adams auf den Müll befördern. Die Vorlage für das Musical "High Fidelity" findet sich in Nick Hornbys gleichnamigen Roman. Doch diese Musical-Adaption birgt ein elementares Problem: Die schmissige Musik des 2006 am Broadway uraufgeführten Stücks klingt nach Toto, Pat Benatar und anderem Mainstream-Rock und der hätte vor Hornbys bzw. Robs Ohren gewiss keine Gnade gefunden. Punk, Indie-Rock à la Teenage Fanklub oder gediegene Electro-Sounds, wie Hornby sie liebt, eignen sich jedoch kaum für ein Musical.

+++ Ein Roman wird zum Musical am Altonaer Theater +++

Wenn man jedoch Hornbys Haltung zu Popmusik einfach außer Acht lässt, funktioniert die Tanz-Musik-Show. Jeder der zehn sorgfältig gecasteten Schauspieler und Sänger verfügt über Stimme und Ausstrahlung. Sowohl die Solonummern als auch die von der Hamburger Jazzsängerin Ulita Knaus einstudierten Chöre klingen voll, aus dem guten Ensemble ragen Tonk und Vogel noch heraus.

Die vielen Dialoge und gesprochenen Szenen hat Regisseur Franz-Joseph Dieken pointiert inszeniert, sodass der Plot aus Hornbys Roman erhalten bleibt. Auch in dieser Musicalversion des Kultbuches werden diese sympathischen Geschmacks- und Vinyl-Terroristen als solche vorgeführt.

Die Handlung spielt die meiste Zeit bei Championship Vinyl, dem Laden von Rob. Wer hier nach der falschen Platte fragt, wird nicht bedient, CDs sind ebenso verpönt wie Versandhandel im Internet. Frauen verirren sich höchst selten in diese Jungs-Bude.

Zum Schluss gibt es doch noch ein Happy End, wie es sich für ein Musical gehört: Laura ist schnell den tibetanischen Totengesängen und den Sexspielchen mit "Wer ist dein Gandhi"-Ian überdrüssig und kehrt zu Rob zurück, Dick verliebt sich in Liz und geht mit ihr zum Bryan-Adams-Konzert, nur Barry bleibt Single. Er erfüllt sich einen Traum und gründet die extravagante Band Sonic Death Monkeys. Auf der Bühne sind alle glücklich und im Publikum auch: begeisterter Applaus nach dem großen Gesangsfinale.

Die nächsten Aufführungen: 10. bis 12.8.