Das “Weltkinderfest“ bildet am Sonntag den Auftakt für das Festival “KinderKinder“. Mehr als 50 Stationen laden zum Spielen, Malen und Zuhören ein.

Wallanlagen. Sie berechnen nicht, was sie tun. Auch heute nicht, in Zeiten der Euro-Krise. Aber Kindern gleich das Kommando zu geben, wie es der Bochumer Barde Herbert Grönemeyer einst besang? An die Macht kommen sie so schnell nicht, auch wenn die Welt für manche längst in Kinderhände gehörte. In den Großen Wallanlagen können die Kurzen aus Hamburg und Umgebung immerhin bisher verborgene Fähigkeiten und Schätze entdecken. Und manche sogar Träume wahr werden lassen. Malen, klettern, basteln, musizieren und Musik hören sowie Sportdisziplinen ausprobieren, all das ist beim "Weltkinderfest" machbar.

Hamburg ist damit zugleich Vorreiter. Schon traditionell findet das "Weltkinderfest" von KinderKinder e. V., das seit Jahren auch vom Abendblatt-Verein Kinder helfen Kindern unterstützt wird, am Sonntag vor dem Weltkindertag statt. Der wird in Deutschland in Abstimmung mit Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, immer am 20. September begangen. "Wir wollen auch die Rechte der Kinder feiern", sagte Stephan von Löwis of Menar, der Geschäftsführer von KinderKinder e. V. "Gleichzeitig können und sollen die Kinder bei uns kreativ sein, ohne etwas zahlen zu müssen." Das "Weltkinderfest" bildet den Auftakt des neunwöchigen internationalen Musik- und Theaterfestivals "KinderKinder" (ab 21.9.)

Obwohl von Löwis und seine Mitstreiter das Festival aufgrund weniger Sponsorenzusagen etwas abspecken mussten, warten am Sonntag wieder mehr als 50 Stationen im Park zwischen dem Hamburgmuseum und der Rollschuhbahn auf Neugierige. Die kleinen Gäste und ihr großer Anhang - im Vorjahr kamen insgesamt 40 000 Besucher - können sich dabei womöglich selbst überraschen. Etwa beim Geigenausprobieren mit dem Klingenden Museum. Unter der professionellen Anleitung von Musikpädagogen kommen die Kinder in direkten Kontakt mit verschiedenen Musikinstrumenten. Die Fantasie, so wird sie geweckt.

Aber auch beim Bemalen und Gestalten von Engeln - Weihnachten kommt bald - mit dem Hospiz Sternenbrücke oder beim Basteln und Spielen mit dem Bilderbuchkino im Infomobil der Hamburger Bücherhallen wird Kindern Kultur nähergebracht. Dank freiwilligen Helfern vom Kinder- und Jugendfilmfest Michel können die Cineasten in spe sogar Minifilme für die Hosentasche erstellen.

Wie international es in Hamburg auch unter kleinen Künstlern zugeht, zeigt das Programm an gleich zwei Stätten. Junge Chinesen der Schule HanHua machen auf der Seebühne um 11.30 Uhr den Anfang, um 11.45 Uhr folgen russische Kinder der Tanzbrücke Hamburg e. V. Lieder und Tänze aus Südafrika präsentieren Jugendliche der Gruppe M.U.K.A. um 12 Uhr auf der Sportspaß- und um 13.30 Uhr auf der Seebühne. Sie touren im Rahmen der KinderKulturKarawane, eines Projekts, das Straßenkindern und Jugendlichen weltweit eine Bühne bietet. Da sollte es Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) trotz knapper Kassen leicht fallen, um 14.15 Uhr die Besucher aus Nah und Fern zu begrüßen. Falls wider Erwarten nicht - der Clown Pauli bittet um 14.30 Uhr auf der Seebühne zum Lachspaß.

Beide Bühnen kennt Robert Metcalf. Nachdem der Mann mit der Melone um 12.45 Uhr auf der Seebühne seine schönsten Kinderlieder gesungen hat, macht der Berliner Liedermacher um 15.10 Uhr mitsamt Band noch mal auf der Sportspaß-Bühne "Alarm Alarm".

Sogar "Ausm Häuschen" sind Deine Freunde. Das Trio mit dem früheren Echt-Schlagzeuger (und gelerntem Kindergärtner) Florian Sump, Fettes-Brot-DJ Markus Pauli und Lukas Nimschek (Schmidts Tivoli) stellt um 16.15 Uhr auf der Seebühne sein gleichnamiges neues Album vor. Mit Songs wie "Schokolade" oder "Räum auf" wollen sie den Hip-Hop für Kinder und Eltern quasi neu erfinden. Ganz nach dem Motto: "Hip-Hop trifft Pop trifft Electro trifft Kindergarten trifft Spaß."

Wenn das Programm nach 17 Uhr in der letzten Stunde mit der magischen Sir-Julian-Show und dem brasilianischen Karneval "Maracalu" auf beiden Bühnen endet, sind einige der großen und kleinen Gäste womöglich erst so richtig munter.

Doch wie lautet das Unicef-Motto des diesjährigen Weltkindertages so treffend? "Kinder brauchen Zeit." Und das gilt sowohl für die Eltern als auch für die Kleinen. Sieben Stunden beim Weltkinderfest können da nur ein kleiner Abschnitt sein.

"Weltkinderfest" So 16.9., 11.00-18.00, Große Wallanlagen (U St. Pauli, Bus 112), zwischen Glacischaussee und Holstenwall, Eintritt frei; Programm des Festivals unter www.kinderkinder.de