Das neue, sehr gelungene dritte Album “Highlight“ des Hamburger Audiolith-Duos Bratze macht seinem Namen wirklich alle Ehre.

Hamburg. "Für die, die sich scheuen, Worte zu finden, für Inhalt zu sorgen, mit dem Zufall verbinden": Ja, für Inhalte hat das Hamburger Audiolith-Label schon seit fünf Jahren ein besonderes Tonprodukt im Angebot. Bratze. Der Name mag nach Hohlbratze klingen, dumm, plump, töricht. Einerlei. Etikettenschwindel. Doch das morgen erscheinende dritte Bratze-Album "Highlight" ist ein schlaues Album.

Die beiden Bratze-Musiker Kevin Hamann und Norman Kolodziej werden sich zwar mit der flachen Hand - oder dem Rezensenten mit geballter Faust - vor den Kopf schlagen, wenn sie es lesen, aber: Sie sind musikalisch und lyrisch die Intellektuellen unter den ganzen Vorlauten, revoltierenden und delirierenden Labelkollegen Egotronic, Frittenbude, Supershirt oder Neonschwarz.

Nicht, dass Bratze es ruhig angehen lassen würde, auch auf "Highlight" boxt der Beat gegen gefrorene Schweinehälften, die von analog klirrenden Gitarren, digital sägenden Synthies und anderen Effekt-Dateileichen der frühen Computerspiel- und NDW-Zeitalter zerteilt werden. Das Instrumental "Findling" oder das treibende "Ihr versetzt die Berge" rollen entsprechend heran wie die überwiegend melancholischen, zeitpessimistischen Texte: "Irgendwas ist doch immer, ab hier wird's nur noch schlimmer" auf dem wüsten "Strafplaneten Erde", auf der einsamen "Insel".

Bei aller "Gegen alles, gegen den Rest"-Einstellung und kühler, elektronischer Berechnung des Klangs ist "Highlight" ein Electro-Pop-Album, das Spaß macht, vom ersten Song "Zitate" bis zum tatsächlichen Höhepunkt des kompletten bisherigen Bratze-Schaffens ganz am Ende mit "Immer noch vorn genug". Die Songwriter-Qualitäten von Kevin, die er schon solo als ClickClickDecker kultiviert hat, treffen auf die geschickte Datenverarbeitung von Norman, der als Der Tante Renate ebenfalls schon mehrere hörenswerte Tonträger auf der Habenseite hat. Hier wird gesungen und nicht gebrüllt, hier wird erst gedacht und dann gemacht.

Das dritte gemeinsame Werk nach "Kraft" (2007) und "Korrektur nach Unten & die Notwendigkeit einer Übersetzung" (2010) ist also die logische Folge harmonischer Synergieeffekte. Herrje, wer dieses Wort benutzt, hat wirklich was an den Kopp verdient. Kevin, Norman: Bitte nicht hauen beim kostenlosen Release-Konzert am 8. September in der Molotow-Bar.

Bratze: "Highlight" (Audiolith) CD ab 7.9. im Handel