Die Theatermacher beziehen ein festes Domizil in der Bugenhagenkirche. Los geht's am 6. September mit Kleists “Der zerbrochne Krug“.

Hamburg. Gerichtstag in Husum. Durch die Schwingtür im Hintergrund stürmen die Klägerin Marthe Rull, im Arm den "Zerbrochnen Krug", und die vorgeladenen Zeugen auf die Bühne. Jetzt wird es ernst für ihn. Er sitzt in der Klemme, hat den Topf zertrümmert und soll sich nun verurteilen? "So nimm Gerechtigkeit denn deinen Lauf", stöhnt der Kahlkopf und lässt sich in den Sitz fallen. "Du musst deine Befindlichkeit deutlicher machen", ruft Regisseur Michael Jurgons im Theatersaal der Bugenhagenkirche. "Es ist ein gottergebener Stoßseufzer, der ausdrückt: Ich habe alles versucht, das zu verhindern, jetzt komme, was da wolle."

Ernst wird es auch für Die Theatermacher. Erstmals bezieht die freie, 2002 von Jurgons gegründete Gruppe ein festes Domizil in der Bugenhagenkirche und wird dort auf eigene Rechnung spielen. Der Regisseur und sein junges Ensemble nehmen im Theatersaal des klotzigen Backsteinbaus am Biedermannplatz den Spielbetrieb wieder auf, den die Kulturbühne Bugenhagen mit Unterbrechungen zwischen 2006 und 2011 bestritten hatte. Jennifer Rettenberger, von der Kirche für Organisation und Vermietung angestellt, holte Jurgons und Die Theatermacher ins Haus. Ohne feste Gemeinde und Gottesdienste stehen die Räume auch als Probebühnen zur Verfügung, derzeit genutzt von der Komödie Winterhuder Fährhaus oder dem Ernst-Deutsch-Theater.

+++ Menschlich gesehen: Im Burg-Theater +++

"Wir finanzieren die 'Krug'-Produktion aus den Einnahmen unserer Gastspiele der letzten Jahre", erklärt Jurgons in der Probenpause. "Die Kirche kommt uns bei der Miete für mein Büro und den Saal kulant entgegen." Sie wird je nach Besucherauslastung der Aufführungen berechnet. Für Jurgons dennoch ein Risikounternehmen, das sich rechnen soll. "Neu ist jetzt, dass wir einen kontinuierlichen Spielbetrieb aufbauen wollen." Die Kirche gewährte ihm und Rettenberger dafür die Frist bis März 2013. Jurgons und Rettenberger hoffen, Die Burg zu einem kulturellen Hotspot in Barmbek aufzubauen. "Es soll ein Treffpunkt für Theaterschaffende und kulturell Begeisterte werden", sagt sie, will noch andere Gruppen einladen, das Angebot mit Jugendarbeit und Schulvorstellungen erweitern, wofür sich die Inszenierungen von Jurgons ihrer Ansicht nach besonders gut eignen. Darum plant er, seine Gastspielproduktionen - Schillers "Die Räuber", Lessings "Emilia Galotti" und Zuckmayers "Der fröhliche Weinberg" - wieder aufzunehmen.

Auch in der Kleist-Komödie folgt Jurgons seinem Konzept, Klassiker klassisch zu zeigen: "Ich sehe den Text als Partitur. Es gibt Striche, aber keine Dekonstruktion." Mal sehen, wie die frisch, flott und komödiantisch inszenierten Klassiker zum Wiedererkennen beim Publikum ankommen.

"Der zerbrochne Krug" Do 6.9.,20.00, Die Burg - Theater am Biedermannplatz, Karten zu 15,50, 17,50 erm. 12,50 unter T. 59 35 21 49 und Abendkasse