Die Hamburger Kammerspiele konnten für die kommende Saison TV-Stars, aber auch neue Gesichter für die Theaterbühne verpflichten.

Hamburg. Seine zehnte Spielzeit an den Kammerspielen feiert Intendant Axel Schneider mit einem vielversprechenden Programm. Unter den sieben Neuproduktionen sind nicht nur Ur- und Erstaufführungen, er konnte auch bekannte, künstlerisch profilierte Film- und Fernsehschauspieler verpflichten. Katharina Wackernagel, Richy Müller und Robert Stadlober gastieren erstmals an den Kammerspielen. Ein Wiedersehen gibt es mit Karoline Eichhorn und Roland Renner.

Die Saison eröffnet am 2. September das Auftragswerk "Der Ghetto-Swinger" nach der Autobiografie des jüdischen Gitarristen und Swingmusikers Coco Schumann. Der nun 88 Jahre alte Holocaust-Überlebende ist nicht nur eine Jazzlegende, sondern auch einer der letzten Zeitzeugen, die in Theresienstadt, in Auschwitz und zuletzt in Dachau inhaftiert waren. Schumann wird zur Uraufführung des Musiktheaters von Kai Ivo Baulitz und Gil Mehmert mit Sängerin Helen Schneider und Konstantin Moreth in der Rolle des jungen "Coco" erwartet.

In der deutschsprachigen Erstaufführung von Stephan Belbers "Match" (ab 21. Oktober) gibt Roland Renner in Harald Clemens Regie einen schwulen Choreografen aus den künstlerisch wie sexuell rebellischen 60er-Jahren. Mit seinem ihm zunächst unbekannten, nun erwachsenen Sohn (Josef Heynert) liefert sich der Tänzer einen heftigen Schlagabtausch. Renner ist auch in der Wiederaufnahme der erfolgreichen Bogdanov-Aufführung "Vier Männer im Nebel" (ab 26. September) zu sehen.

Ingrid Lausunds so eigenwillig inszeniertes wie glänzend gespieltes Stück "Zeit - Die erschöpfte Schnecke wirft ihr Haus weg und flippt richtig aus" ist ebenfalls wieder im Spielplan (vom 13. November an) wie auch die Dauerbrenner "Elling" (Januar 2013) und "Fettes Schwein" (Pfingsten 2013).

"Wir bemühen uns, dem Publikum immer wieder gestandene Schauspieler und Regisseure, die sich am Haus bewährt haben, aber auch neue Gesichter zu bieten", sagte Schneider zu seiner Programmstrategie. Der Erfolg gibt ihm recht. Immerhin schaffte er es unter den Nachfolgern von Ida Ehre, der Gründerin und langjährigen Intendantin der Kammerspiele, am längsten Direktor zu bleiben. Er zeigte sich mit der Spielzeit 2011/12 zufrieden. Mit 78 Prozent Platzauslastung (79 573 Besucher) konnte er den Schnitt gegenüber den Vorjahren halten. "Das Haus steht gesund da", versicherte Schneider und verwies auch auf den gewinnbringenden Gastspiel- und Tourneebetrieb. "Der 'Ghetto-Swinger' ist bereits vor der Premiere unser Verkaufsschlager für die Saison 2013/14." Und weitere potenzielle Highlights kündigen sich an.

Michael Bogdanov inszeniert John Logans Psycho-Duell "Rot" zwischen dem Maler Mark Rothko und seinem Assistenten mit Markus Boysen und Robert Stadlober (ab 13. Januar 2013). Richy Müller, der Stuttgarter "Tatort"-Kommissar Lanner, gastiert in "Rain Man" (vom 14. April 2013 an) nach dem Oscar-prämierten Film. Katharina Wackernagel und Karoline Eichhorn wiederum spielen in Moritz Rinkes Komödie "Wir lieben und wissen nichts" (vom 17. März 2013 an). Auch die Privattheatertage plant Schneider in seiner Jubiläumsspielzeit, die endgültige Entscheidung fällt im November.

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