Das romantische Drama “360“ mit Jude Law, Moritz Bleibtreu und Anthony Hopkins verknüpft das Leben von Menschen mehrerer Generationen.

"360" - schon der Titel des Films verweist auf einen Rundschwenk, der am Schluss wieder zu seinem Ausgangspunkt gelangt, auf eine weltumspannende Ereigniskette, die sich über mehrere Kontinente erstreckt, auf eine Kreisstruktur, bei der mehrere Handlungsstränge sich überkreuzen und miteinander kollidieren, bei der die Hauptfiguren miteinander verbunden sind und sich, manchmal ohne ihr Wissen, gegenseitig beeinflussen. Ein filmischer Reigen also, der die vignettenhafte Erzählstruktur vorgibt

Regisseur Fernando Mereilles ("City of God") beginnt mit der Geschichte des britischen Geschäftsmanns Michael Daly (Jude Law), der während einer Geschäftsreise in Wien das slowakische Callgirl Mirka (Lucia Siposová) versetzt und mit dieser Entscheidung rund um den Globus eine Kette von dramatischen Ereignissen auslöst. Denn Michael ist verheiratet - mit Rose (Rachel Weisz), die allerdings in London eine Affäre mit dem jungen brasilianischen Fotografen Rui (Juliano Cazarré) hat. Dessen Freundin Laura (Maria Flor) ist über den Seitensprung so entsetzt, dass sie nach Brasilien zurückfliegt. Am Flughafen lernt sie einen älteren Briten (Anthony Hopkins) kennen. Weiterhin geht es um einen russischen Gangster, seinen sympathischen Chauffeur und das hübsche Mädchen, das er vor einem Hotel in Wien kennenlernt. Es ist Anna (Gabriela Marcinkova), Mirkas Schwester, die wir noch vom Anfang kennen. Man ahnt es schon: Mereilles Figuren und Handlungselemente dienen immer auch als Chiffre, die über das Gezeigte hinaus noch mehr sagen will.

Überdeutlich tragen Mereilles' Figuren ihre Funktionen innerhalb des Reigens und ihre Charaktereigenschaften wie einen Bauchladen vor sich her. Sie alle versuchen, das Richtige zu tun, auch wenn ihnen Wünsche und Sehnsüchte gelegentlich ein Bein stellen. Da der Zuschauer sie immer nur einen kleinen Stück des Weges begleiten darf, ist ihm allerdings die Identifikation verwehrt. Zu konstruiert und abstrakt ist "360" mit seinem Wunsch, die Welt als kleine Gemeinde voller Verknüpfungen und Abhängigkeiten zu beschreiben, geraten. Daran ändern auch nichts die hervorragenden Darstellerleistungen, allen voran Anthony Hopkins als traumatisierter Vater, der sich - stellvertretend für seine vermisste Tochter - um eine andere junge Frau sorgt.

+++-- "360" GB/F/A/Brasil. 2011, 110 Min., ab 12 J., R: Fernando Mereilles, D: Anthony Hopkins, Jude Law, Rachel Weisz, Moritz Bleibtreu, Ben Foster, täglich im Abaton (OmU), Holi, Studio-Kino, Zeise; www.360-derfilm.de