Sie nennen ihn schon seit bald 40 Jahren nach dem Titel einer LP, die er damals veröffentlichte: "The Sun of Latin Music". Das ist im vermutlich heißesten Genre des Pop kein geringes Lob. Doch Eddie Palmieri überstrahlt die Salsa, die er miterfand, tatsächlich mit der Kraft des in diesem Sommer so wenig zeigefreudigen Zentralgestirns. Seit er in den 60er-Jahren zu einem der Stars des Fania-Labels wurde, das die besten Latin-Musiker in New York an sich band - Celia Cruz, Tito Puente, Ruben Blades und viele mehr -, versorgt er die Gemeinde zuverlässig mit erstklassigen Melodien, Grooves und Rhythmen. Kaum mehr zu zählen sind die Plattenveröffentlichungen des Pianisten, der aussieht wie ein kleiner Latino-Bruder von Umberto Eco.

Palmieri kam 1936 als Sohn puertoricanischer Einwanderer in New York zur Welt. Auf Drängen der Mutter lernte er wie sein älterer Bruder Charlie Klavierspielen, obwohl ihn das Schlagzeug mehr reizte. Beide Brüder brachten es weit als Köche der Salsa, jener berühmten, scharfen Sauce, deren Hauptzutaten Jazz und afrokaribische Polyrhythmen sind und nach der Tänzer in aller Welt süchtig werden, weil sie ihnen Beine macht wie keine andere. Charlie starb 1988, Eddie tritt am Sonntag beim Sommerfestival auf Kampnagel auf.

Während er äußerlich ziemlich unbewegt am Keyboard sitzt und Akkorde und Patterns in die Tasten drückt, entlädt sich in seiner mit Congas, Timbales, Bongos, Trompeten, Posaune, Bass und Tres besetzten Band, der außerdem noch ein Sänger vorsteht, das, was Musiker und Fans "Descarga" nennen. Ein Gewitter an kinetischer Energie, ausgelöst von gegeneinander verschobenen Rhythmen, wahnsinnigen Instrumentalsoli und Gesängen, die meist um nichts anderes kreisen als darum, dass das Tanzen großartig ist und die Band erst recht. Ein Hochamt.

Eddie Palmieri So 12.8., 21.00, Kampnagel,

Tickets kosten 27,-