Wiedergeburt eines Klangwunders: Die romantische Orgel von St. Johannis Harvestehude soll restauriert werden. Spender werden noch gesucht.

Hamburg. Es ist die letzte große romantische Orgel in Hamburg, aber das erschließt sich dem Zuhörer schon lange nicht mehr. Zu stark sind die Eingriffe gewesen, denen man das 1882 von der dänischen Firma Marcussen in St. Johannis in Harvestehude erbaute Instrument unterworfen hat. Ziemlich brachial wurden Pfeifen ausgetauscht, Register verändert, die mechanische Traktur durch eine unzureichende Elektrik ersetzt und das romantische Klangbild dem in der Nachkriegszeit vorherrschenden Zeitgeschmack angepasst. Obwohl es der prächtige neogotische Prospekt nicht erkennen lässt, befindet sich die einst für ihren Klangreichtum berühmte Marcussen-Orgel in einem beklagenswerten Zustand.

Doch das soll sich bald ändern, denn die Gemeinde hat sich dazu entschlossen, der 130 Jahre alten Orgel ihren romantischen Klang zurückzugeben. 350 000 Euro hat die Kirchengemeinde für dieses spektakuläre Restaurierungsprojekt bereits aufgebracht, doch insgesamt werden die Kosten auf 1,2 Millionen veranschlagt. Nun soll die Finanzlücke durch Spender und Sponsoren geschlossen werden. "Uns ist wichtig, dass wir unser Vorhaben fast ausschließlich über private Spenden finanzieren. Dafür haben wir uns das Prinzip der Patenschaft überlegt. Schon für 25 Euro kann man die Patenschaft für eine Pfeife übernehmen", sagt Christoph Bender, Kirchenmusiker an St. Johannis-Harvestehude.

Die Weichen sind gestellt, der Kirchenvorstand hat das Projekt beschlossen, die Realisierung wird in den Händen des Stuttgarter Orgelbaumeisters Konrad Mühleisen liegen. Dabei geht es nicht darum, den Originalzustand von 1882 wiederherzustellen, sondern eine zeitgemäße Lösung zu finden, mit deren Hilfe das farbenreiche romantische Klangbild wiederhergestellt werden kann. Neben handwerklicher Meisterschaft in der Tradition des 19. Jahrhunderts ist dafür auch eine Menge Hightech notwendig. "Der Spieltisch wird zur Schnittstelle zwischen Tradition und Innovation. Während die Wege in die Orgel mit ihren mechanischen Trakturen dem traditionellen Vorbild entsprechen, weisen die austauschbaren modernsten elektronischen Komponenten und die zahlreichen Verknüpfungsmöglichkeiten mit elektronischen Klangerzeugern und verschiedenen Musikcomputerprogrammen einen einzigartigen Blick in die Zukunft", heißt es in einer Publikation der Stiftung St. Johannis-Harvestehude. Etwa zwei Jahre wird die Sanierung dauern, sie beginnt 2013 mit technischen Vorbereitungen in der Orgelbaufirma. Ab Frühjahr 2014 sollen die Arbeiten dann vor Ort beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, wird das romantische Klangwunder von St. Johannis zu Weihnachten 2014 wieder zu erleben sein.

Infos zur Restaurierung und zu den Patenschaften unter www.st-johannis-hh.de/Stiftung