Das angeblich schlechte Betriebsklima könnte Grund für hohe Zahl der Abgänge sein. Korrespondentin Ulrike Demmer geht zum “Focus“.

Hamburg. Der Exodus im Hauptstadtbüro des "Spiegels" hält an. Nach Christoph Schwennicke, der zu "Cicero" ging, Christoph Hickmann, der zur "Süddeutschen Zeitung" zurückkehrte, Christian Schwägerl, der das Nachrichtenmagazin mit unbekanntem Ziel verließ, und Katrin Elger, die zum "Handelsblatt" wechseln wird, bahnt sich der fünfte Abgang in der Berliner "Spiegel"-Dependance in diesem Jahr an: Die verteidigungspolitische Korrespondentin des "Spiegels" Ulrike Demmer ist auf dem Sprung zum Nachrichtenmagazin "Focus", wo sie stellvertretende Leiterin des Berliner Büros wird. Es ist das erste Mal, dass ein "Spiegel"-Redakteur direkt zur lange Zeit belächelten Konkurrenz geht. Das galt beim "Spiegel" bisher als Ding der Unmöglichkeit.

Weshalb so viele "Spiegel"-Redakteure dem Berliner Büro den Rücken kehren, ist nicht ganz klar. Einige beklagen das angeblich schlechte Betriebsklima. Wer im Berliner "Spiegel"-Büro arbeitet, muss mitunter einiges aushalten - wie vergangene Woche der stellvertretende Büroleiter René Pfister: In einem Leserbrief wird er als "Flegel" beschimpft. "Findet sich denn in Ihrer Redaktion kein Einziger, der Herrn Pfister eine hinter die Löffel haut?", fragte ein anderer Schreiber. Ziel der Schmähungen wurde Pfister, weil er auf einem Foto, das ein Interview mit Ursula von der Leyen illustrierte, mit beiden Händen in den Hosentaschen abgebildet war. Der "Spiegel" hob nicht nur die Pöbelbriefe ins Blatt. Er stellte sie unter die Schlagzeile "Hinter die Löffel" und druckte das Bild, das Pfister mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen zeigt, noch einmal ab. Laut eines "Spiegel"-Sprechers sei das aber nicht als Rüffel für Pfister zu verstehen, sondern humorig gemeint.

Ein Nachspiel hat das Freundschaftsspiel zwischen dem HSV und dem FC Barcelona für den NDR und die Sportrechte-Agentur Sport Five. Bekanntlich traten die katalanischen Kicker ohne ihren Superstar Lionel Messi an. Der HSV, der sich für diesen Fall vertraglich abgesichert hatte, musste deshalb 400 000 Euro weniger als ursprünglich vereinbart an Barcelona zahlen. Der NDR, der die Senderechte an dem Spiel von Sport Five erwarb, soll, wie es in Sender- und Vereinskreisen heißt, für einen Ausfall Messis hingegen keine Vorsorge getroffen haben. Dennoch spricht die ARD -Sportkoordination für den NDR nun mit Sport Five. Dabei soll es um eine nachträgliche Reduzierung des Preises der Senderechte gehen, der bei etwa 350 000 Euro lag. Das Spiel, das im Ersten lief, hatte einen Marktanteil von nur 8,6 Prozent.

Studio Hamburg erweitert seine Geschäftsführung: Kurt Bellmann, der zuletzt kommissarisch die ARD -Tochter Degeto führte, wird Finanzgeschäftsführer des Tonndorfer Film- und Fernsehproduzenten. Ob er weitere Bereiche wie Personal oder IT übernimmt, ist noch offen. Vor seinem Gastspiel bei der Degeto leitete Bellmann das beim NDR angesiedelte KEF -Büro der ARD. Die KEF überprüft den Gebührenbedarf der öffentlich-rechtlichen Sender. Robin Houcken bleibt bei Studio Hamburg Geschäftsführer für Atelier und Technik und wird den Vorsitzenden der Geschäftsführung Carl Bergengruen vertreten.

Für den Sendeplatz von "José Carreras Gala", die am 13. Dezember zum letzten Mal im Ersten läuft, gibt es einen neuen Favoriten. Wie bereits im April an dieser Stelle gemeldet, hatte der für diesen Sendeplatz verantwortliche MDR ursprünglich die Spenden-Party "Tribute to Bambi" als Ersatz vorgesehen. Allerdings fand dieser Vorschlag nicht die Zustimmung der ARD -Programmdirektorenkonferenz. Nun möchte der MDR die Spendengala "Musik hilft" im Ersten zeigen, die alljährlich im Vorfeld der Verleihung des Musikpreises Echo stattfindet. Hinter der Veranstaltung stehen Persönlichkeiten wie die Scorpions-Musiker Klaus Meine und Rudolf Schenker oder der Hamburger Werber Peter John Mahrenholz. Auf ihrer Sitzung am 8. und 9. August werden die ARD-Programmdirektoren über das neue Format entscheiden.

Unverhofft kam Lutz Marmor zu einem Twitter -Account. Ein Spaßvogel hatte sich unter dem Namen des NDR -Intendanten bei dem Kurznachrichtendienst angemeldet. "Marschmusik am Morgen, das gefällt", meldete er dort. "Und danach ,Boston Legal' -DVD-Tag." Tatsächlich schätzt der Intendant die US-Anwaltsserie. Mit Marschmusik kann er weniger anfangen. Marmor lässt nun den Account löschen.