Nach seiner Absage vom Mai hat es sich der Entertainer anders überlegt und kooperiert mit dem Ersten. ProSieben zeigt die Vorentscheidungen und das Halbfinale.

Hamburg. Die Sache schien mausetot zu sein: Vor zwei Monaten ließ Stefan Raab die ARD via "Spiegel Online" wissen, er stehe für eine Kooperation beim Eurovision Song Contest nicht zur Verfügung. Das klang so, als meine es der Entertainer verdammt ernst.

Und nun dies: Raab wird 2010 den deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest in Oslo küren. Da in einem bundesweiten Casting, an dem nur junge, bisher nicht bekannte Künstler teilnehmen dürfen, zunächst 20 Finalisten ermittelt werden, liegt die Vermutung nahe, dass den Autoren des neuen Konzepts der RTL-Erfolg "Deutschland sucht den Superstar" nicht ganz unbekannt sein dürfte.

Die fünf Vorentscheidungen werden bei Raabs Haussender ProSieben ebenso zu sehen sein wie das Halbfinale. Viertelfinale und Finale laufen dann bei der ARD. Auch die Jugendsender des ARD-Hörfunks, wie N-Joy Radio, werden in die Kandidatenkür einbezogen. Produzieren wird den runderneuerten Sängerwettstreit die Kölner Firma Brainpool, an der Raab beteiligt ist.

"Der Gesprächsfaden zu Brainpool und ProSieben ist nach der Absage Raabs nie abgerissen", sagt ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. Auslöser der Unstimmigkeiten mit dem ProSieben-Star war eine Indiskretion: Am 18. Mai erfuhren die ARD-Intendanten aus der Zeitung, dass Schreiber beim Eurovision Song Contest mit Raab kooperieren wollte. Der Unterhaltungskoordinator hatte zuvor nur NDR-Intendant Lutz Marmor, den ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust und ARD-Programmdirektor Volker Herres informiert. Raab drängte nun auf einen schnellen Abschluss, die überrumpelten Intendanten wollten Zeit gewinnen. So kam es zur Absage.

Nun gibt es zumindest eine schriftliche Absichtserklärung. Doch bei der ARD zweifelt niemand daran, dass die geplante Zusammenarbeit mit Raab noch scheitern könnte.