“Es war gar keine Atmosphäre“, erinnert sich Helmut Kohl an sein langjähriges Heim in Bonn - den Kanzlerbungalow. Es sei eher ein absurdes Bauwerk gewesen als eine für einen Kanzler angemessene Wohnung. Dafür hat es Kohl dann aber lange darin ausgehalten - gut 15 Jahre. Er wollte selbst dann nicht ausziehen, als er 1998 schon abgewählt war.

Bonn - "Es war gar keine Atmosphäre", erinnert sich Helmut Kohl an sein langjähriges Heim in Bonn - den Kanzlerbungalow. Es sei eher ein absurdes Bauwerk gewesen als eine für einen Kanzler angemessene Wohnung. Dafür hat es Kohl dann aber lange darin ausgehalten - gut 15 Jahre. Er wollte selbst dann nicht ausziehen, als er 1998 schon abgewählt war.

Bald kann sich jeder ein eigenes Urteil bilden: Das Gebäude aus den 60er-Jahren wird erstmals öffentlich zugänglich gemacht. Mit Mitteln der Wüstenrot-Stiftung wurde das denkmalgeschützte Haus in den vergangenen zwei Jahren saniert. Das Haus der Geschichte nimmt den Kanzlerbungalow mit einer Dauerausstellung in sein Programm auf. "Der Kanzlerbungalow ist ein einzigartiges Zeugnis der politischen Geschichte der Bundesrepublik", sagte Museumschef Hans Walter Hütter gestern bei einer Vorbesichtigung. Bilder und Dokumente im Eingangssaal erinnern an Aufenthalte der britischen Königin Elizabeth II. oder des sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow.

Anders als Wohn- und Amtssitze anderswo sollte der Kanzlerbungalow kein Symbol politischer Macht sein. Architekt Sepp Ruf (1908-1982) wollte ein weltoffenes Haus für Austausch und Begegnung. Der 225-Quadratmeter-Bungalow im großzügigen Parkgelände mit Blick auf den Rhein besteht aus zwei quadratisch gegeneinander versetzte Atriumbauten. Ein Jahrzehnt lang stand der Flachbau leer, das Eigentum des Bundes verharrte im Dornröschenschlaf. Für die Instandsetzung wandte die Wüstenrot- Stiftung rund 2,2 Millionen Euro auf - das ist doppelt so viel wie seinerzeit der Neubau kostete.

Kanzler Ludwig Erhard hatte sich mit dem 1964 errichteten Bungalow seinen Traum von der Moderne erfüllt. Der Bungalow ergänzte die Amtsräume im klassizistischen Palais Schaumburg, trug ihm aber auch Kritik ein ("Palais Schaumbad", "Ludwigslust"), obwohl es außer einem kleinen Pool keine Extravaganzen gab. Nach dem Geschmack von Kanzler Willy Brandt war das verglaste Stahlskelett nicht. Mit seiner Familie blieb der Ex-Außenminister lieber in der Dienstvilla des Auswärtigen Amtes auf dem Venusberg und nutzte nur die repräsentativen Räume. (dpa)