Gegensätze, die einander ergänzen, scheinen die Spezialität von Carolin Widmann, 35, zu sein. Komplementärfarben trägt sie schon im Gesicht: rote, meist streng nach hinten gebundene Haare, die Augen leuchten grün aus ihrem offenen Gesicht. Geboren und aufgewachsen ist sie in München, aber die Liebe zum Norddeutschen ist mindestens so stark wie die zur Heimat. Als überlegt spielende, empfindsame Geigerin genießt sie Weltruf, jetzt leitet sie erstmals ein Kammermusikfestival in der Provinz: die traditionsreichen "Sommerlichen Musiktage Hitzacker".

"Das Lampenfieber als Musikerin hat mich bestens auf das Lampenfieber als Intendantin vorbereitet", sagt Carolin Widmann. Nun hat sie eine Woche vor sich, in der sie ihr Festival repräsentieren muss, selbst konzertieren und sieben Laiengeiger unterrichten wird, die beim Finale am Sonntag mit der Camerata Bern zusammenspielen dürfen. Unzählige Stunden hat sie über ihrem ersten Festival gebrütet. "Aber keine Minute davon war umsonst", beteuert die Expertin für zeitgenössische Musik, die auch sensationell schön Sonaten von Schubert oder Schumann spielt.

Bald reist auch der Rest der Familie aus Leipzig an, Tochter Salome soll ihren dritten Geburtstag schließlich nicht ohne Mama feiern. Mit ihrem Mann, einem Landschaftsarchitekten, freut sich Carolin Widmann auf den 9. September, Stichtag für Kind Nummer zwei, einen Jungen. Komplementär eben.